Aktuell, Nachhaltigkeit

Hühnerhaltung in der Stadt

Einst gehörte der große Gemüsegarten mit Obstbäumen und ein paar Hühnern zum kleinen Familienhaus dazu, um den kargen Lohn aufzuwerten. Heute wäre es die Arbeit nicht wert, aber dennoch ein schönes Hobby – grundsätzlich ist die Hühnerhaltung in Siedlungsgebieten erlaubt. Die Situation ist jedoch eine ganz andere, weil kaum einer noch Hühner im Garten hält und die Nachbarn sich über Lärm beschweren könnten. Nicht nur das, es gibt auch einige Auflagen wie die Pflichtimpfung gegen Newcastle Disease oder die Meldepflicht und vor allem Stallpflicht bei Vogelgrippe. Das hört sich bislang schlimmer an, als es ist, hier einige Tipps:

Die Nachbarn wegen der Hühnerhaltung fragen

Viele Menschen leben sehr anonym nebeneinander zusammen. Dennoch bleibt es möglich, einfach mal anzuklingeln und nachzufragen, wie wohl die Reaktion auf ein paar Hühner ausfallen wird. Der Türöffner wäre, monatlich ein paar Eier als Entschädigung wegen der Ruhestörung zu spenden. Leider fühlen die Hennen sich mit Hahn wohler und dieser kräht bei Unruhe oder ab Sonnenaufgang.

Viele Nachbarn würde ein krähender Hahn nicht stören und bei hygienischem Vorgehen werden die Hühner nicht zur Geruchsbelästigung. Der Kompost für den Hühnermist kann in eine stille Ecke verschwinden. Aber auch das Hühnerhaus mit dem begrenzten Auslauf lässt sich zur einen oder anderen Seite aufbauen, sollte es einen Nachbarn stören. Es besteht immerhin die Möglichkeit, den Auslauf zu unterteilen und die zweite Hälfte erst nachmittags freizugeben.

Wären die Hühner doch lauter, als erwartet, kann immer noch der Hahn umziehen. Dann sollte die Lärmbelästigung jedoch kaum über das typische Vogelzwitschern am frühen Vormittag hinausgehen.

Die richtige Hühnerrasse finden

Am bequemsten ist es, wenn die Hühner nach einer kurzen Eingewöhnung frei laufen können, wie es die meisten auch mit ihren Katzen machen. Doch leider fühlen sich Hühner in Nachbars Gemüsebeet rundum wohl oder ein scharfer Hund oder Auto erwischt mal ein Huhn. Besser ist es, seinen Hühnern in Siedlungsgebieten einen begrenzten Auslauf zu bieten. Dieses ist mit einem kleinen oder auch großen Aufwand verbunden. Demnach gibt es Hühnerrassen wie Seidenhühner, die zu den Nichtfliegern zählen oder Westfälische Totleger, die gerne auf das Garagendach flattern und dort nach Kleintieren und Gräsern suchen. Dann gibt es Rassen wie Sulmtaler, die durchaus fliegen können, es aber nicht so häufig machen. Ist diesen Hühnern der Auslauf zu klein, machen sie es jedoch.

Neben den normalgroßen Haushühnern gibt es Zwerghühner, die jedoch tendenziell besser fliegen können, als ihre Großformen. Diese brauchen jedoch weniger Auslauffläche, weswegen eine Voliere sich anbietet.

Es gibt durchaus sehr günstige Hühnernetze, welche sich mit einer Höhe von 1,1 Metern eher für die Nichtflieger eignen. Die Metallstangen werden in den Boden gesteckt, dann wird das Netz eingehackt und die Hühner können laufen. Die optische Wirkung ist mäßig. Wenigstens die Zaunpfähle sollten fest sein sowie sich zu einer Außenseite ein geschlossener Lattenzaun eignet. Wenn der Hühnerzaun etwas hermachen soll, geht es also ins Geld.

Dann gibt es wieder pflegeleichte und anspruchsvolle Hühnerrassen. Das typische Bild eines Huhnes sind nackte Läufe und Kamm sowie Kehllappen. Es gibt aber auch Hühner mit Federfüßen, Schopf und Bart. Dementsprechend muss der Boden trocken und der Rasen damit kurz bleiben. Oder die Tränke und Fütterung sind anzupassen sowie diese Federbereiche häufiger auf Parasiten zu prüfen sind. Dann gibt es Hühner, die sehr robust sowie eigenständig sind und andere, die viel empfindlicher sind. Hühner wie die Spanier mit besonders großem Kamm und Kehllappen neigen zu Erfrierungen, hier kann das Einreiben mit säurefreier Vaseline im Winter helfen.

Den passenden Hühnerstall aufbauen

Die meisten Hühner wollen auf Sitzstangen schlafen. Unter diesen soll ein Kotbunker oder schräges Kotbrett alles auffangen. Es soll auch ein Scharrraum mit Einstreu und eine erhöhte Futterstelle geben. Diese und auch die Legenester müssen gut zu erreichen sein, für die Hühner und auch den Menschen. Außerdem muss der Hühnerstall zugfrei bleiben und dennoch die Luft etwas austauschen. Diese Luft muss  frisch und trocken sein, es soll im Winter aber nicht weit unter 10° Celsius runtergehen. Der Hühnerstall sollte nicht zu groß werden, damit die Hühner ihn sozusagen selber etwas aufheizen. Dennoch sollen pro m² nicht mehr als 5 kleine oder 3 schwere Hühner zusammenleben. Etwas mehr Platz oder ein ergänzender Vorraum wären besser, falls einmal in der Region wegen der Vogelgrippe die Stallpflicht verhängt wird.

Perfekt und zugleich erschwinglich wäre ein alter Geräteschuppen aus Holz. Dieser könnte sogar noch von innen mit Naturstoffen gedämmt und mit OSB-Platten ausgekleidet werden. Diese Holzplatten dämmen auch ohne Dämmung, eine löcherige Außenwand wäre aber dicht. Dort, wo die Hühner wirken, können diese Platten mit einer Art Flüssigkunststoff-Farbe versiegelt werden. Perfekt wäre eigentlich verputztes Mauerwerk mit gekalkten Wänden. Zumindest muss wenigstens der Bodenraum leicht zu säubern sein. Außerdem muss etwas Licht, aber nicht zu viel in den Hühnerstall kommen.

Es gibt auch fertige Hühnerställe, welche sich in den Auslauf stellen lassen. Hier ist aber darauf zu achten, dass diese im Winter nicht zu stark runterkühlen und niemals die Tränke zufriert. Es gibt Tränkenwärmer.

Wenn Beutegreifer zum Problem werden, brauchen die Hühner im Auslauf Deckung, die sie ohnehin wünschen. Doch für die Nacht soll die Hühnerklappe sicher schließen. Am sichersten ist es, wenn die automatische Hühnerklappe vormittags öffnet und der Halter am Abend prüft, dass alle Hühner da sind und sie manuell schließt.

Staubbad, Futter, Einstreu, Wasser

Wenn die Hühner im Auslauf nicht viel finden, ist dieser mit Pech schnell entgrünt. Besser ist es, ein paar Terrassenplatten mit einer leichten Schräge zu einer Außenseite hinzulegen. Hühner wollen Grünfutter und freuen sich über frischen Rasenschnitt, Gemüse- und Obstreste und frische Zweige. Wegen der leichten Neigung zur Außenseite reinigen sich die Terrassenplatten durch Starkregen wie von selber, es müssen nur die groben Reste vor der nächsten Fütterung weg sein.

Neben diesem Frischfutter brauchen Hühner etwas Körnerfutter. Im Wachstum, während der Mauser oder für Hennen in der Legesaison ist passendes Kraftfutter besser. Am einfachsten sind fertige Mischungen, die auf diese Lebensphasen abgepasst sind. Je perfekter der jeweilige Nährstoffbedarf abgedeckt wird, umso gesünder bleiben die Hühner. Das aber nur, wenn sie einmal am Tag frisches Wasser erhalten und die Tränke täglich gesäubert und wöchentlich gründlich gereinigt wird.

Nun fehlt noch das Staubbad, welches viele auch Sandbad nennen. Der entscheidende Faktor ist jedoch Staub, dieser wirkt gegen Parasiten, die auf den Hühnern leben. Wenn es im Hühnerstall nicht möglich ist, soll im Freien ein kleiner Bereich trocken bleiben. Es kann z.B. ein dicht am Boden schließendes Nadelgehölz sein. Auch ein kleiner Sandkasten unter einem Gartentisch ginge, wenn dieser noch zur Wetterseite mit einer Holzplatte geschützt wird. Es kann unter die Tanne oder in den Sand einfach etwas saubere Holzasche gegeben werden. Diese ist der nötige Staub. Auch ein paar Volumenprozent Kieselgur eignen sich. Dieses wirkt mechanisch gegen Parasiten, darf aber wegen der empfindlichen Hühnerhaut im Sand nicht zu hoch dosiert sein. 

Die rechtlichen Aspekte der Hühnerhaltung

Eine passende Hühnerrasse ist ausgewählt, die Nachbarn beruhigt sowie der Hühnerstall und Auslauf aufgebaut. Nun fehlt nur noch der Hobbyzüchter, der einem die gewünschte Hühnerrasse verkaufen kann. Meist gibt es von den infrage kommenden Rassen wenigstens eine, die regional erhältlich ist. Genau das lässt sich bei den Sondervereinen für Hühnerrassen oder Kleintier-Zuchtvereinen anfragen. Hier ist ohnehin eine Anfrage wegen der rechtlichen Aspekte fällig: Jedes Huhn ist der Tierseuchenkasse und normalerweise dem Veterinäramt zu melden. Das genau Vorgehen ist in Deutschland von Wohnort zu Wohnort verschieden. Doch in jedem Verein, der sich auch der Hühnerhaltung annimmt, werden die Vorstände schnell die richtige Vorgehensweise erklären.

Außerdem organisiert jeder Verein, der sich der Hühnerhaltung verschreibt, den Impfstoff gegen Newcastle Disease für seine Mitglieder. Die einfachste Möglichkeit ist die regelmäßige Impfung über das Trinkwasser. Den Impfstoff gibt es jedoch erst ab 1000 Einheiten, weswegen die Vereine diesen für ein paar Euro an ihre Mitglieder und häufig auch Nicht-Mitglieder weitergeben. Es sollte sich also in jeder Region ein passender Verein finden, der diese kurzen Infos und auch den Impfstoff liefert, ohne ein Vereinsmitglied werden zu müssen. Aber auch das hat seine Reize, Hühnerzüchter haben immerhin viel zu erzählen und helfen einem bei Problemen mit Krankheiten oder Parasiten direkt auf die Sprünge. 


Text: Robert Brungert; mehr über Robert Brungerts Hühnerhof und Hühnerhaltung allgemein erfahrt ihr hier.

Beitragsbild: Marius Karotkis/Unsplash

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons