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“In die Ente kann man einen Kaktus stellen”

Simone Mellar
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flohmarkt

Trotz der grauen Aschewolke liegt an diesem Tag ein glitzerndes Funkeln in der Luft. Menschenmassen schieben sich träge, aber glücklich durch den staubigen Kies und lassen die aus Pappbechern schlürfenden Köpfe hängen. Die Augen sind angestrengt zusammengekniffen, der Blick stets nach unten gerichtet. Immer auf der Jagd nach dem einen, dem ganz besonderen Schatz. Ein paar ganz spezielle Reliquen möchten wir Euch nicht vorenthalten …

klopapiierhalter

Dieser schicke Toilettenpapierhalter aus glänzender Keramik entstammt einer früheren Liebesbeziehung. Die fröhliche Dame mit Hut verkauft dieses dekorative wie hilfreiche Einrichtungsstück nur widerwillig, da in der neuen Wohnung die schon vorhandenen Bohrlöcher leider nicht mit denen des “Klopaars” übereinstimmen. Die Intuition zum Erwerb dieses sicherlich einzigartigen Stückes kam der Verkäufern selbst, da sie sich eines Tages vorstellte, ihr damaliger Partner würde irgendwann sicherlich auch keine Haare mehr auf dem Kopf haben – und wo lässt es sich besser einen Moment  über die gemeinsame Zukunft grübeln als auf dem stillen Örtchen? Für nur drei Euro könnte dieses Beziehungsorakel mit Vergangenheit nun Euch gehören!

heft

Wer auf der Toilette lieber andere Dinge verrichtet, wäre mit diesen bunten Heftchen vielleicht gut bedient. Mit verheißungsvollen Headlines à la “Sind deutsche Mädchen leicht zu haben?” wirbt das bunte Original aus den 70ern den entscheidungslahmen Kunden zum Kauf. Zugegeben, die Zeitschriften waren augenscheinlich schon “benutzt”, aber so ist das eben mit älteren Frauen – es gab schon einen Mann davor. Für stolze sechs Euro pro Heft kann man den lächelnden Mädels ein neues Zuhause ermöglichen.

ente

Wer seiner Wohnung allerdings eine Ladung Stil verpassen will, dem ist für den Anfang mit dieser zarten Keramikfigur ausgeholfen. Eine kleine einsame Ente, die aus der Wohnungsauflösung des Großvaters der sympathischen Standbesitzerin stammt, sucht eine neue Fensterbank mit Charme. Für unschlagbare fünfzig Cent kann man diesen jeden Besucher zum Schweigen bringenden Garant für Geschmack in Sachen Einrichtung erwerben – und natürlich einem zierlichen Wasservogel einen schönen Lebensabend ermöglichen. Laut Verkäuferin hat der putzige Quaker am liebsten Kaktusse in seiner Bauchmitte.

händler

Nur schade, dass – wie sollte es auch anders sein – der Flohmarkt wieder einmal von so vielen Händlern besetzt wurde. Die horrenden Preise und das oft recht schnippische Verhalten der Professionellen kann so manch bunt schillernder Auslage einen faden Beigeschmack versetzen. Ist diesen wenigen, aber durchaus vertretenen mürrischen Herrschaften vielleicht doch schon etwas von der bösen Vulkanasche in das Herz gerieselt?

hocker

Fazit: Der Besuch lohnt sich allemal. Für Vintage-Mädels, Rock-a-Dudes, Move-Together-Pärchen und viele mehr. Irgendwas findet man schließlich immer – und seien es nur ein paar blaue Flecke am Oberarm dank beherrschtem Drängeln beim Kampf um einen Zottelhocker.

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