Kultur, Nach(t)kritik

Im Adlon mit dem Dschungelkind

Martina Kollross
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“Der Himmel war mein Dach”, sagt Sabine Kuegler. Ihre Kindheit verbrachte sie im Dschungel Papua-Neuguineas. Heute wohnt sie in München. Am 17.2. kommt ihr Leben als Spielfilm ins Kino. Gestern war Premiere. Martina Kollroß hat Sabine Kuegler für mucbook in Berlin getroffen. Ein Ortstermin im Hotel Adlon.

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Schnee liegt über Berlin. Sabine Kuegler sitzt in einem herrschaftlichen Salon im Hotel Adlon am Pariser Platz. Das schneebedeckte Brandenburger Tor ist nur ein paar Meter entfernt.  Der Schnee spielt auch in ihrem neuen Film eine Rolle. Er steht für das fremde Deutschland. Sabines Familie wanderte aus, als sie sechs Jahre alt war: nach West-Papua, in den Dschungel. Inzwischen hat Kuegler bereits vier Bücher geschrieben über ihre Kindeit unter den Ureinwohnern. Großstadt-Leser lieben Robinson Crusoe-Geschichten.

Das ist sie also, das echte „Dschungelkind“. Sie trägt die Haare kurz und wirkt jung und frisch, dabei hat sie gerade einen Interviewmarathon hinter sich. Am 17.Februar startet der Kinofilm „Dschungelkind“. Er wurde nach ihrem gleichnamigen Buch verfilmt. In den Hauptrollen Sina Tkotsch als Sabine Kuegler, Nico Hofmann, Nadja Uhl und Thomas Kretschmann.

In Schlaghosen und Blümchenblusen ziehen die Kueglers aus dem Film bei dem Stamm der Fayus ein. Sabines Vater ist Wissenschaftler, er erforscht die Sprache der Eingeborenen. Obwohl der Film in Malaysia gedreht wurde, holte Regisseur Suso Richter Laiendarsteller aus Papua. Die kannten sich zum Teil noch mit den alten Riten aus. Im Film stecken ihnen Tierknochen in den Nasen.

Gleich zu Anfang entdeckt die Familie eine verwesende Leiche im Urwald. Fliegen kreisen um den faulenden Kadaver. Der Film beschönigt das zivilisationsferne Leben nicht, die Bilder wirken authentisch.

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Die Familie mischt sich mehr und mehr in die Sitten des Stammes ein und verändert die Gebräuche nach westlichen Vorbildern. Im Film ist das zuweilen plump und pathetisch dargestellt. Der Regisseur versuchte zwar, Konflikte darzustellen, löst sie allerdings mit simplen Mitteln. Vater Kuegler als Held, der zwei verfeindete Stämme befriedet. Die Mutter, die als deutsche „Wunderheilerin“ Flüche mit Medikamenten zum Verschwinden bringt. Dazwischen die drei Kinder, die sich unterschiedlich gut an das Dschungelleben gewöhnen. Nicht erst als sie zu Besuch ins kalte Deutschland kommt, ist klar, dass Sabine das einzige, echte „Dschungelkind“ ist. Und als solches geht sie dann auch als 16-Jährige eine dramatische Liebesgeschichte mit einem Eingeborenen ein.

Die 38-Jährige Sabine Kuegler redet über Käfer. In einer Filmszene wacht Familie Kuegler in einem Meer aus Insekten auf. Ein echtes Erlebnis von Sabine Kuegler. Das Hochwasser hatte die Tiere in die Hütten getrieben. Ansonsten, erinnert sich Kueger, hätten sie “die bunten Tierchen” ihr durchaus gefallen. Tiere sind ein Lieblingsthema der Autorin. Im Dschungel habe sie gelernt ihnen mit Respekt zu begegnen. Sie kritisiert, dass die Menschen in der westlichen Welt kein Verständnis für Tiere hätten. Sie würden einerseits gequält oder anderseits wie Menschen behandelt.

Sabine Kuegler ist nur für die Film-Promo in die Hauptstadt gekommen. Eigentlich lebt sie mit ihrer Familie bei München. Ihre Kinder wachsen dort völlig normal auf. Aber sie habe sie stark sensibilisiert, was den Urwald und die Natur anginge. Diese Themen sind Sabine Kuegler wichtig. Darüber hinaus engagiert sie sich für die Menschenrechte und den Erhalt von indigenen Völkern. Außerdem ist sie für World Vision und Oro Verde aktiv. Man sieht es Sabine Kuegler nicht an, dass ihre Kindheit so anders war. Aber man spürt, dass es ihr gelungen ist, ihre Beziehung zum ursprünglichen Dschungel nicht abzubrochen.

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