Mehr Lärm für München
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WiederbeLÄRMung der Stadt – „Mehr Lärm für München“ stellt sich dem Stadtrat vor

Anne Lenz

Es wird laut in München. Zumindest, wenn es nach dem Kollektiv „Mehr Lärm für München“ geht. Am 4. Juni fand die von ihnen organisierte #Krachparade mit 5.000 Beteiligten statt – eine Musik- und Tanzdemo „gegen die Stilllegung kultureller Freiräume durch Luxussanierungen“. Die Initiative fordert unter anderem Lärmschutzgebiete als Teil einer innovativen Lärmpolitik. Am 29. Juni, rechtzeitig zur Vollversammlung des Stadtrats, lud das Kollektiv jetzt vor dem Rathaus zum Ideenaustausch mit den Stadträt*innen. Was steckt hinter Mehr Lärm für München und was haben sie vor? Wir haben mal genauer hingehört.

2014 wurde aus der Bewegung “Rettet die Münchner Freiheit” die Initiative „Mehr Lärm für München“. Seit jeher ist ihr Ziel Treffpunkte für Kunst, Kultur und Nachtleben zu schaffen, denn Musiker*innen, Veranstalter*innen und Kollektive suchen händeringend nach Räumen in der Stadt – nach Raum, um ungestört laut zu sein.

Gegen teure Tristesse – eine Lobby für den Lärm

Laut sein hat eine sozial verbindende Funktion, stellt die Initiative heraus. Gemeinsames feiern, musizieren und tanzen steht für eine lebendige Großstadtkultur. Doch diese wird in München oft kaum geduldet.

Im Gegenteil: Musiker*innen werden von öffentlichen Plätzen verwiesen und Feiern am Isarufer werden regelmäßig aufgelöst. Wo darf man noch laut sein? Die Idee von MLfM: es sollen sogenannte Lärmschutzzonen geschaffen werden. Ausgewiesene Zonen, wo man mit Ansange laut sein darf. Denn wenn es im öffentlichen Raum keinen Platz für Lärm gibt, ist auch die Gestaltungsfreiheit in Gefahr. Die Münchner Initiative kritisiert dabei den Einfluss von Investor*innen auf die Stadtgestaltung. Das Geld bestimme über das Leben und das Stadtbild Münchens. Deshalb könnte Lärm sogar als Mittel gegen Gentrifizierung begriffen werden:

„Wo Lärm und Krach herrschen, kommt keiner auf die Idee 10.000€/m² für ein luxuriöses Penthouse auszugeben und bezahlbaren Wohnraum zu verdrängen. Leben, gute Laune und Lärm dürfen nicht zugunsten einer teuren Tristesse verschwinden.“

Mehr Lärm für München

MehrSCHALLplan – Das sind die Forderungen:

Beim Ideenaustausch mit über 30 Stadträt*innen vor dem Rathaus stellte das Kollektiv am 29. Juni seinen MehrSCHALLplan vor.

Zehn Punkte sollen Freiräume für die Subkultur und bezahlbaren Wohnraum schaffen:

  • Anerkennung einer differenzierten Lärm-Betrachtung: Arbeitslärm, Straßenlärm …sozialer Lärm.
  • Strukturelle Stärkung & Kompetenzerweiterung der Fachstelle „MoNa – Moderation der Nacht“
  • Errichtung von mindestens 20 Lärmschutzgebieten im öffentlichen Raum der Stadt
  • Geld für Lärmproduktion statt –prävention
  • Gleichstellung von Lärmschutzbedingungen kommerzieller und nicht-kommerzieller Veranstaltungen
  • Aufhebung der Sperrzeiten für Schankflächen im Außenbereich in der Innenstadt
  • Dezentrale Offensive zur Förderung der Veranstaltungsvielfalt, kultureller Freiräumen und Subkultur
  • Schaffung einer „Lärm-as-a-Service“ Struktur, um eine lebendige Stadtviertel-Kultur zu stärken, und z.B. mit der Ressource “sozialer Lärm” in Spekulations-gefährdeten Quartieren durch regelmäßige und laute Veranstaltungen Luxussanierungen zu erschweren und zu behindern.
  • Resozialisierung von stillgelegten Luxusvierteln durch eine Dezibeluntergrenze! Musik gegen absurd hohe Quadratmeterpreise!
  • Entkriminalisierung von Anwohner*innen-verträglichen Freiluft-konzerten und -raves

Vielleicht lässt sich ja in Zukunft das ein oder andere Mitglied des Stadtrats auf „illegalen Raves“ oder in Münchner Clubs blicken. Beim Treffen vor dem Rathaus wurden Eintrittsgutscheine ausgegeben, um den Stadträt*innen einen Einblick in das Münchner Nachtleben zu verschaffen. Die an den Raves beteiligten Musiker*innen besitzen immerhin eine beträchtliche Reichweite auf Social Media. Die lärmende Subkultur unserer Stadt ist tatsächlich gar nicht so unbedeutend. Und die meisten sind auch wahlberechtigt.


Beitragsbild: © Initiative Mehr Lärm für München

2 Comments
  • Tel U
    Posted at 03:57h, 03 Juli

    Thanks for sharing

  • Seronok
    Posted at 05:18h, 07 September

    This is very interesting, Thank you for sharing your article. I really appreciate your efforts and I will be waiting for your further post thanks once again.

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