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#metoo in München: Wie Club- und Barbetreiber bei Übergriffen reagieren sollten – und wie nicht

“Ist doch nur halb so wild.” “Hab dich nicht so.” “Stell dich nicht so an.” – all das sind Sätze, die erst vor kurzem ein Mann hinter der Bar zu einer Frau auf einer Party im Werksviertel gesagt hat. Sie wurde gerade auf der Tanzfläche sexuell belästigt und hat Hilfe gesucht. Leider vergebens.

Keiner hilft?

Kann eigentlich nicht sein, oder? Gerade in Zeiten, in denen sexuelle Übergriffe auf Frauen (gefühlt nie) so offen in den Medien thematisiert wurden.

Kann leider doch sein, wie auch die unbeholfene Reaktion anderer männlicher Partygäste zeigte, die lieber in die ganze Sache nicht involviert werden wollten: “Ist halt der Ostbahnhof. Damit muss man hier rechnen.”

Damit eins für alle mal klar ist:

Nein, damit muss man nicht rechnen. Nicht am Ostbahnhof oder sonst irgendwo. Und wenn man als Frau nackt auf der Tanzfläche tanzen würde, ist das immer noch kein Grund, sexuelle Übergriffe abzuwiegeln oder gar zu verharmlosen.

Dieser Fall hat uns in der Redaktion fassungslos gemacht, deshalb haben wir uns mit Münchner ClubbetreiberInnen unterhalten und mit Cordula Weidner, die als Sonderpädagogin und Traumafachberaterin beim Frauennotruf arbeitet, gesprochen. Der Frauennotruf schult sogar ClubbetreiberInnen und deren Personal, damit gerade solche Fälle nicht passieren. Damit man sich als Opfer keine dämlichen Ausflüchte mehr anhören muss. 

Wie reagieren Münchner Clubs, wenn jemand sexuell belästigt wird?

Gerade wenn es darum geht, dass ein Mann einer Frau von hinten an den Hintern – oder noch schlimmer – unter den Rock greift und eine eindeutige Identifizierung des Mannes nicht mehr möglich ist, muss vom Clubbetreiber klar gemacht werden, dass diese Art von sexueller Belästigung in seiner Bar oder seinem Club keinen Platz haben. Und zwar umgehend.

David Süß vom Harry Klein meint: “Egal ob Türsteher oder unser Barpersonal, wir achten alle darauf, dass so etwas hier nicht passiert. Die Leute sind schließlich hier um eine gute Zeit zu haben, da haben Gewalt und sexuelle Belästigung keinen Platz.”

Mit dieser Haltung ist er nicht alleine. In den letzten Wochen hat sich ebenso die Rote Sonne mit der Betroffenen solidarisiert und auch in der Milla ist man sich dieser Thematik bewusst.

Dazu gehört eben auch geschultes Personal. Solche Schulungen vom Frauennotruf oder von der Polizei München haben viele seriöse Clubs in München bereits gebucht, um im Fall der Fälle richtig zu reagieren.

Was tun, wenn man selbst Zeuge von sexuellen Übergriffen wird?

Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, ob er oder sie hilft. Dass feiges Wegschauen oder Ignorieren allerdings keine Lösungen sind, ist den meisten eh klar – hoffe ich.

Damit man sich selbst allerdings als Helfender nicht in Gefahr bringt, gab uns Cordula Weidner vom Frauennotruf Tipps, wie man in so einer Situation als Zeuge am besten hilft:

Was tun, wenn man beobachtet, dass jemand sexuell (oder rassistisch) belästigt oder genötigt wird:

  • Vergewissere dich, dass eine tatsächliche Notsituation vorliegt. Bleibe um sicher zu gehen mit anderen in direkter Nähe und spreche die Betroffene/den Betroffenen direkt mit einfachen Fragen an. Zum Beispiel: Was passiert denn hier gerade? Brauchst du Unterstützung?
  • Dieser Punkt ist schon überschritten, es ist also klar, dass eine eindeutige Belästigung vorliegt. Dann gilt es, die betroffene Person schnell aus der Gefahrenzone zu bringen. Das kann mit solchen Sätzen passieren wie “Komm doch mal mit, ich wollte dir vorher was zeigen” oder “Hallo Lisa, schön dich mal wieder zu sehen nach so langer Zeit. Lass uns dahinten was zusammen trinken”.
  • Bring dich dabei selbst nicht in Gefahr. Es geht primär nicht darum, den Täter/die Täterin zu konfrontieren, sondern die Betroffene/den Betroffenen aus dem Gefahrenbereich zu bringen.
  • Traust du dir das nicht zu, spreche andere an und helft gemeinsam.
  • Rufe die Polizei.

 

Wenn du selbst betroffen bist:

  • Suche die Öffentlichkeit. Spreche andere an, damit sie dir helfen.
  • Benenne laut was passiert, damit es anderen leichter fällt, die Situation sofort richtig einzuschätzen. Zum Beispiel: “Du hast mich gerade angefasst! Lass das gefälligst!” Um zu signalisieren, dass ihr nicht bekannt seid, kannst du den Täter auch siezen.
  • Hole Hilfe beim Security-Personal oder gleich bei der Polizei.
  • Der Frauennotruf unter 089 – 76 37 37 hilft dir jederzeit weiter und berät dich. Es werden auch Anwälte für eine Anzeige vermittelt.

Fazit

Es wäre zu wünschen, dass restlos alle VeranstalterInnen freiwillig einen solchen Kurs besuchen und das Thema wirklich ernst nehmen. Damit solche Sprüche, die eine ernstzunehmende Verletzung der Integrität eines anderen Menschen verharmlosen, endlich der Vergangenheit angehören und alle sorgenfrei feiern können, egal wann und wo.

Nützliche Links: https://frauennotruf-muenchen.de

Gerade aktuell: auch auf der Wiesn passieren jedes Jahr sexuelle Übergriffe. Unsere Autorin Katrin schreibt in O’grapscht is! Freifahrtschein Bierzelt? darüber und wie man sich wehren kann.


Beitragsbild: © Drew Hays on Unsplash