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In der Färberei wagen junge Künstler einen Ausbruch aus der uniformen Designerwelt. Elena Stingl hat für uns am “Aufstand der textilen Zeichen” teilgenommen.

Weg mit den Kaufingerstraße-Uniformen, weg mit dem „Hauptsache vom Flohmarkt“-Look, weg von der Vorstellung, Mode sei gebunden an bestimmte Orte und Anlässe. Und überhaupt weg von der Maßgabe, Mode sei nur für den menschlichen Körper gemacht. So etwa lautet das Prinzip des Experiments Aufstand der textilen Zeichen.

Stephanie Müller, die Initiatorin des Projekts, beauftragte einige frei schaffende Künstler und Kreative damit, das Wechselspiel zwischen Mode und öffentlichem Raum darzustellen – das Ergebnis ist eine Mixtour aus Installationen, Videos, Photostrecken, bearbeiteter und neu erstellter Kleidung, Performance und umgebauten Möbelstücken.

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Gleich beim Betreten der Ausstellungsräume wird man begrüßt von einem bodenlangen Ballkleid aus Klarsichtfolie. Es folgen Poster, nicht an der Wand befestigt, sondern mitten im Zimmer von der Decke baumelnd, auf denen Personen abgebildet sind, deren Körperkonturen mit Nadel und Faden nachgestrickt wurden. In einer Ecke steht eine junge Frau und lässt sich von ihrer Assistentin kübelweise Schokolade übers Gesicht gießen. Die Wände im Treppenhaus werden geziert von Aktentaschen, die derart bemalt und demoliert sind, dass sie eher als Punkaccesoires durchgehen würden. Manchmal steht man ein wenig verduzt vor den unübersichtlich im Raum verteilten Gegenständen und fühlt sich wie sonst bisweilen in der Pinakothek der Moderne oder im Haus der Kunst: schöne Ideen, aber gebt mir eine erklärende Broschüre. Das stört hier aber überhaupt nicht, denn die Künstler richten sich mit ihren Ausstellungsstücken ja schließlich ausdrücklich gegen Stoffe und Formen, die in irgendeine Weise herkömmlich wären. Anziehbar ist hier nichts. Zumindest nicht für Menschen. Wohl aber für Münchens Stadtraum. Denn, so Stephanie Müller, „am schönsten wäre es natürlich, wenn mir irgendwann beim Rumlaufen in der Stadt eines der Kunstwerke wieder begegnen würde.“

Wer weiß, vielleicht sichtet man demnächst von Schals umhüllte Straßenlaternen und mit roter Wolle bestickte Parkbänke.

Die Ausstellung Aufstand der textilen Zeichen ist noch bis zum 29. November 2009 in der Färberei zu besichtigen.

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