Kultur, Warum tust du das?

Toleranz als Statement gegen Stimmungsmache: Tolerance Shirts

Kevin Brandt

Was wäre das Glockenbachviertel ohne Schwulen-Bars und BDSM-Sexshops? Der Hauptbahnhof ohne Dönerläden und Spielhallen? Der FC Bayern ohne Spanier? Gut, Bayern würde wahrscheinlich auch ohne Ausländer gefühlt jedes Jahr mit 20 Punkten Vorsprung Meister werden. Aber der Stadt würden spannende Einflüsse fehlen, die das Leben hier so abwechslungsreich und inspirierend machen. Jeden Montag sprechen sich mal mehr mal weniger Mitbürger*innen gegen die Freiheit unserer Gesellschaft aus. Sie wollen unter sich bleiben. Dürfen sie auch. Solange sie nicht gegen diejenigen, die sie nicht zu ihrer Gruppe zählen, hetzen. Die Tolerance Shirts setzen ein positives Statement für Toleranz im alltäglichen Leben – weil wir in unserer Verschiedenheit alle gleich sind.

1. Woher kommt der Name eures Projekts? Und was bedeutet er?

Die Fremdenfeindlichkeit, die plötzlich in großem Maß in Deutschland aufkeimte, hat uns schon zu Beginn des Jahres 2015 sehr beschäftigt. Wir sahen es für dringend notwendig an, ein Zeichen zu entwickeln, mit dem sich jeder deutlich gegen diesen Fremdenhass positionieren kann und das auch unkompliziert nach außen zu kommunizieren ist.

Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, mit welchen eindeutigen, internationalen Begriffen und Zeichen wir unser Anliegen auf den Punkt bringen können. Die Inhalte waren klar: Es sollte ein Zeichen werden für die Liebe, für die Freiheit, für die Einigkeit, für ein friedliches Mit- und Nebeneinander aller Menschen, aller Geschlechter, aller Hautfarben und aller Religionen, ein Zeichen für die Menschlichkeit!

Nach einem heißen Brainstorming stand für uns fest: TOLERANZ ist das, was eine offene Gesellschaft braucht, um all das zu garantieren. Und dann haben wir uns ganz auf unsere gestalterischen Fähigkeiten verlassen. Heraus kam das Motiv für das Tolerance Shirt, das wir dann recht schnell auf T-Shirts drucken ließen.

Shirts2. Was ist neu, anders und einzigartig an eurem Projekt?

Auch wenn der erste Eindruck vermittelt: Ein T-Shirt ist ein T -Shirt ist ein T-Shirt – es geht um viel mehr. Mit einem Alltagsgegenstand auszudrücken, wo man im Leben steht, ist eine ganz simple und unkomplizierte Möglichkeit, dem Hass in unserer Gesellschaft konkret zu begegnen und gleichzeitig das Signal zu senden: nicht mit mir!

Es ist doch klar, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland für ein offenes, tolerantes und demokratisches Deutschland ist. Die Gegner sind nur so wahnsinnig laut und präsent, dass die Meinung der Mehrheit unterzugehen droht. Mit unserem Shirt kann man deutlich zeigen, dass man zu dieser Mehrheit gehört.

Außerdem ist das Shirt über seine Message und das modische Statement hinaus auch noch in anderer Hinsicht ein Wohltäter: Die Shirts werden unter fairwear-zertifizierten Bedingungen hergestellt, sind aus Biobaumwolle bzw. Bambus (schnell nachwachsender Rohstoff) gefertigt. Bedruckt werden sie direkt in Kooperation mit „Junge Arbeit“, einer Einrichtung der Diakonie Hasenbergl in München, die Jugendlichen mit schwierigem Hintergrund eine Ausbildung ermöglicht. Zudem werden 2€  vom Kaufpreis an ProAsyl gespendet.

Wir haben uns bemüht, so viele positive Aspekte in unser Projekt einzubinden, wie es in der Kürze der Zeit möglich war.

3. Wie viel Zeit habt ihr in euer Projekt investiert/werdet ihr investieren?

Wir fanden es wichtig, unsere Idee so schnell wie möglich umzusetzen. Innerhalb von 3 Wochen lagen die ersten T-Shirts auf dem Tisch. Wenn wir etwas wollen, dann immer mit Vollgas! Wir machen immer weiter und versuchen unser Shirt so vielen Menschen wie möglich anzubieten.

4. Wo findet man euch?

Ausschließlich im Internet unter www.toleranceshirt.com. Dies scheint erst einmal der schnellste Weg zu sein, den Menschen, die Interesse haben, ein einzelnes Produkt anzubieten. Wir kennen das Fashion-Business sehr gut. Für so eine spontane Ideen ist das leider alles zu schwerfällig und zu kompliziert. Viele Ladengeschäfte sind auch nicht ganz so mutig sich eindeutig zu positionieren.

Und für große Marketing-Maßnahmen fehlt uns bisher leider das berühmte Kleingeld.

Infografik_quer5. Wer unterstützt euch?

An erster Stelle unser 17-jähriger Sohn, der uns knallhart sagt, was die jungen Menschen heute wollen und was auf keinen Fall geht! Welche Maßnahmen was taugen, und welche total out of Fashion sind. Diese Ehrlichkeit tut gut und ist extrem produktiv. Das schafft man fast nur in der Vertrautheit der Familie. Und er fand das Motiv extrem geil und die Shirts sehr stylish.

Unterstützt werden wir auch von unseren engsten Freunden, die alle ein T-Shirt gekauft haben und es fleißig tragen, eine sehr gute Freundin bietet das Shirt z.B. in Ihrem Friseursalon an, die Kunden reißen es ihr förmlich aus der Hand.

6. Was macht ihr, wenn ihr nicht an eurem Projekt arbeitet?

Wir sind beide Kommunikationsdesigner und arbeiten für unterschiedliche Kunden an interessanten Projekten. Marc ist auch als Set-Fotograf und Porträt-Fotograf tätig. In ruhigen Minuten radeln wir schnell mal in unseren nahe gelegenen Garten am See und genießen das traumhafte, sehr unprätentiöse Ambiente in der unberührten Natur dort.

7. Was liebt ihr an München besonders?

Die Vielschichtigkeit. Je nach Bedürfnis kannst du es laut oder leise haben, klassisch oder modern, kalt oder warm, schwarz oder weiß. Man hat immer die Wahl.

8. Wenn euer Projekt eine Person wäre, wie wäre diese Person?

Weltoffen, großherzig, liebevoll, vielseitig, aufmerksam, respektvoll und selbstverständlich tolerant.

9. Eure Infos im Netz?

www.toleranceshirt.com

10. Ein Song, der mit eurem Projekt zu tun hat?

We Are the World erinnert uns immer wieder an die Verantwortung, die jeder einzelne von uns hat: den Weitblick zu behalten und nicht nur allein an sich selbst zu denken.

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Fotocredit: Astrid und Marc Reimann

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