Kultur, Was machen wir heute?
Wand im Wandel
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Da guckt ja schon was durch!
Im Moment erscheint die Wand noch in jungfräulichem Weiß. Aber nicht mehr lange. Heute Abend wird die Installation „Neuordnung“ der Künstlerin Anke Heelemann im Münchner Stadtmuseum offiziell eröffnet. Dann dürfen die ersten Besucher einzelne Blätter der 800 identischen Blöcke mit Fotos aus einem Privatalbum abreißen und mitnehmen und so den Verlauf der Installation beeinflussen. Durch die Partizipation der Besucher wirken die Bilder in immer neuen Kontexten. Die Ausstellung befindet sich durchgehend im Wandel.
Die Künstlerin erklärt das Konzept anhand einer Metapher: Die Ausstellung ähnelt einem Baum. Am Anfang des Frühlings ist er noch kahl, genau wie die weiße Wand vor der Eröffnung der Ausstellung. Im Laufe des Sommers erblüht er und trägt grüne Blätter. Sobald die Besucher anfangen, Fotos von den Blöcken abzureißen, wirken viele verschiedene Bilder auf den Betrachter ein und lassen die Installation „erblühen“. Im Herbst verliert der Baum alle Blätter und die Installation soll ebenfalls an ihrem Ende wieder vollkommen kahl erscheinen, weil die Besucher alle Fotos mitgenommen haben. Genau wie beim Baum die Blätter sollen hier die Fotos in alle Welt verstreut werden.
Die Installation „Neuordnung“ ist Teil des Langzeitprojektes Fotothek. Für dieses Projekt sammelt Anke Heelemann vergessene Privatfotografien der 1920er bis 1980er Jahre, die sie auf dem Flohmarkt, bei Hausauflösungen oder auch auf dem Sperrmüll findet. In ihrem Fachgeschäft in Weimar können Besucher ein Archiv aus 100.000 Fotografien bewundern. Das Material ist durchweg analog und auch „Anfassen“ ist erlaubt.
Interessant bei Anke Heelemanns Projekt ist, dass sie sich mit schon existierenden Fotografien beschäftigt und diese mit einem neuen, modernen Konzept verbindet. Außerdem erzählt das Fotoalbum die Geschichte einer Familie. Der Betrachter besucht sie in ihrem Haus, ihm werden alle Tanten, Onkel, Omas vorgestellt, er begleitet sie in den Zoo oder zu einem Spaziergang durch den Wald. Die Aufnahmen sind persönlich. Man sieht keine “Kunstwerke” eines Fotografen, sondern Bilder, die das Leben einer Familie dokumentieren. Ein Familienmitglied hat Kommentare zu den Motiven wie „Unser Garten“, „In Amt und Würde“ oder „Die lachende Familie“ in das Album geschrieben, die auch auf eine Wand im Installationsbereich projeziert werden.
Die Ausstellung findet vom 06.09.2012 bis 04.11.2012 im Münchner Stadtmuseum statt. Am Dienstag, den 07.09.2012 um 15 Uhr sind alle Interessierten zum Künstlergespräch eingeladen.
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