Meine Halte Hohenzollernplatz Antonia
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Meine Halte: Hohenzollernplatz – Die Wohlfühloase im Haltestellendschungel

Mit den Öffis unterwegs zu sein, ist nicht so mein Ding. Das fehlende Tageslicht in der U-Bahn, die stickige Luft und die mürrischen Gesichter der anderen Fahrgäste führen bei mir oft zu Anflügen von Unbehagen und Nervosität.

Dir geht es auch so? Dann mach es wie ich: tu dir was Gutes und steig am Hohenzollernplatz aus! Auch wenn du nicht das Glück hast, hier zu wohnen, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Probier’s mal mit Gemütlichkeit – willkommen am Hohenzollernplatz!

Zugegeben, wenn ich mit der U-Bahn ankomme, ist der erste Eindruck weder besonders schön, noch originell. Ein Paradebeispiel eines Münchner Untergrundbahnsteigs, könnte man sagen: muffige Luft, ein kleiner Bäcker im Zwischengeschoss und Plakate mit Werbung für den Tierpark Hellabrunn an den Schachtwänden.

Mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg

Schwebe ich dann aber auf der Rolltreppe aus den Tiefen der Unterwelt empor, höre ich schon das Rauschen der Lindenblätter über mir und das Plätschern des runden Brunnens, das Herz des Platzes in Westschwabing. Ich schau mich um und stelle jedes Mal fest: hier gibt es alles, was ich brauche, hier bin ich richtig… und schon ist die Untergrund-Melancholie passé.

Die Bienen summen in der Luft

Lass ich meinen Blick dann schweifen, fällt er als erstes auf die bunte Auslage von Tines Blumenstand direkt vor mir. Ich suche mir aus dem Eimer dir schönste Rose aus, schnuppere an ihrer Blüte und flaniere, auch wenn ein olfaktorisches Genusserlebnis leider ausbleibt, zufrieden grinsend weiter über das Kopfsteinpflaster.

Und wenn du stets gemütlich bist und etwas appetitlich ist, dann nimm es dir egal von welchem Fleck

Ich verspüre ein Grummeln in der Magengegend und muss nicht lange nach Möglichkeiten suchen, wo ich meinen Hunger stillen könnte. Ich habe die freie Wahl zwischen dem Royal Healthy Slices, einem griechisch-georgischen Imbiss, zwei Bäckereien und drei Asiaten (ein Thailänder, ein Chinese und ein Vietnamese), alle nur ein paar Schritte voneinander entfernt.

Nach einigem Hin und Her schaffe ich es, mich für eine Geschmacksrichtung zu entscheiden. Satt und zufrieden stöbere ich anschließend in der kleinen Buchhandlung, bevor ich mir zum Nachtisch ein Eis in der Eisdiele nebenan gönne.

Eisschleckend auf einer Bank in der Sonne sitzend fällt mir ein, dass ich noch ein paar Besorgungen machen wollten. Mit Netto, Vinzenz Murr, einem (riesigen) Asia-Laden, einem Kiosk mit Bier und Tabak und zwei Apotheken im Umkreis von ein paar Metern kann ich auch das in aller Ruhe erledigen.

Was soll ich wo anders, wo’s mir nicht gefällt?

Mit den Einkaufstaschen unter dem Arm schlendere ich die paar Schritte zu meiner Wohnung. Dabei beobachte ich die Leute, die an der Straße auf Bus oder Tram warten. Dem ein oder anderen entwischt ein leiser Seufzer, bevor sich die Türen hinter ihm schließen. Verständlich, wer verlässt diesen Ort schon freiwillig?

Was es etwas erträglicher macht: die wichtigsten Hauptumschlagplätze Münchens sind von hier einfach und schnell zu erreichen: Scheidplatz, Hauptbahnhof, Sendlinger Tor, Stachus, Münchner Freiheit. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ich auch immer einen Weg zurückfinde (dank Nachttram sogar zu fast jeder Uhrzeit) zum Hohenzollernplatz – meiner Halte.


Beitragsbild: © Antonia Lesch

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