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„What do I wanna be when I grow up?“ – „I want to be an American. Soldier.“

Christina Winkler

Kosrae ist Teil des Inselstaates Mikronesien und hat gerade einmal 6.500 Einwohner. Diese kämpfen Tag für Tag um’s Überleben, denn die finanzielle Lage vor Ort ist miserabel. Bis zum Jahr 2023 werden sie von den USA wirtschaftlich unterstützt – im Gegenzug treten viele junge Kosraeaner der amerikanischen Army bei. Anstatt aufzugeben, verlagern sie also den Kampf und unterstützen die USA beispielsweise im Irak oder in Afghanistan. Die Kosraeaner sind oft stolz darauf, weil sie es für ihre Heimat tun – so auch Sapp, ein Soldat mit dessen Beerdigung der Dokumentarfilm Island Soldier beginnt.

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Im blauen Kinosaal der HFF ist es still, kein Mensch bewegt sich – die Tränen, welche Sapps Mutter auf der Leinwand vergießt, sind so herzzerreissend und gleichzeitig herzlich, dass man für einen kurzen Moment von ihrer Trauer und der Liebe zu ihrem Sohn eingehüllt wird.

Sapp ist nur einer von vielen, der die Insel in der Hoffnung auf eine verheißungsvollere Zukunft verlassen hat. Die Inselbewohner sind es alle: hoffnungsvoll und optimistisch. Gleichzeitig sind sie voller Angst, da sie ihre Söhne, Brüder und Freunde in eine nicht ungefährliche Zukunft ziehen lassen. Den Zurückgebliebenen, wie der Farmer, dessen Söhne bereits in der Army sind, ist es klar, dass es schwierig sein wird die Wirtschaft des Inselstaates aufzubauen, wenn die junge Generation fehlt.

Der Dokumentarfilm Island Soldier von Nathan Fitch beleuchtet beide Seiten: der Regisseur begleitet Soldaten und Angehörige. Er stellt einen Inselstaat vor, von dessen Existenz die meisten Zuschauer wohl nicht einmal wussten, und versucht so auf traurige, schockierende und teilweise auch humorvolle Art und Weise ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen. Dieses Ziel betont auch Byang Chang (Co-Maker des Films) im anschließenden Filmgespräch, das im Rahmen des DOK.fests nach dem Film stattfindet.

“I spend the last few days with binge watching”

Bryan Chang stellt schon vor Beginn des Film-Screenings klar: “Unser Film befindet sich hier in guter Gesellschaft, das DOK.fest zeigt jede Menge gute Filme und ich habe die letzten Tage damit verbracht einen Film, nach dem anderen zu schauen!”

Das 33. internationale DOK.fest München zeigt 154 Filme, die thematisch unterschiedlicher nicht sein könnten. Island Soldier läuft innerhalb der DOK.guest USA Reihe. Man könnte meinen, dass die USA oft genug Teil der alltäglichen Berichterstattung sind. Doch dabei wird häufig vergessen, dass eine blonde Tolle, orangefarbene Haut und teilweise ungehobelte Aussagen nicht reichen, um Amerika wieder “great again” zu machen. Es sind die amerikanischen EinwohnerInnen, denen zu wenig medialer Raum zur Darstellung des “wahren Lebens” gegeben wird.

Diese DOK.Fest Filmreihe will das ändern!

DOK.guest USA: Von Ungleichheiten, Häftlingen und Freiheit

Neben Island Soldier zeigt die DOK.guest USA Reihe noch 4 weitere Filme und ein Hörspiel:

Land of the free: Sitzt man in den Staaten eine Straftat ab, dann erwartet dich auch eine Strafe – von Rehabilitation keine Spur. Der Dokumentarfilm begleitet amerikanische Häftlinge, nachdem sie das Gefängnis verlassen haben. Der Film zeigt nicht nur Seiten der amerikanischen Justiz, sondern beleuchtet auch die Schnelllebigkeit unserer Zeit: Was hat sich in ein paar Jahren verändert, was hat sich entwickelt? Was ist eigentlich ein WWW?

I am another you: Freiheit wird auch in diesem Film groß geschrieben. Die Regisseurin Nanfu Wang nimmt dich mit auf einen Roadtrip durch die USA. Dabei begleitet sie Dylan, einen jungen Mann, der sein behütetes Leben hinter sich lässt und aufbricht in eine Zukunft gefüllt mit Ungewissheit, Abenteuern und Freiheit.

On a knife edge:

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Hale County this morning, this evening: Trotz herrschender Ungleichheiten, zeigt dieser Film eine afroamerikanische Gesellschaft in Alabama, die die Schönheit des Lebens nicht vergisst. Starke Bilder versinnbildlichen hier starke Menschen!

Music from a frontier town (Hörspiel): Wann sonst, kann man in Kino-Atmosphäre die Augen schließen ohne Angst zu haben, man könnte etwas verpassen? Augen zu und los! Wo? Am Sonntag, den 13. Mai im Filmmuseum.

Alle Infos zu dieser Reihe, findest du hier.


In aller Kürze:

Was? DOK.fest München
Wann? Mittwoch, 2. Mai bis Sonntag 13. Mai 2018
Wo? Die Schauplätze und das Programm findest du hier.


Foto: © Dok.fest München

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