Kultur, Nach(t)kritik

Anything Goes … alles geht, alles singt, alles tanzt …

1361890310__mg_0768Ein Gute-Laune-Musical vom Broadway, im amerikanischen Stil. Die Inszenierung von J.E. Köpplinger ist nach dem Reißverschlussprinzip gearbeitet, alles greift zügig ineinander.

Aus dem Gewusel auf der Bühne leuchtet eine weizenblonde Lockenmähne heraus, und ein französischer Bewunderer schrieb: “… avec Reno Sweeney dans le rôle d’Anna Montanaro!” Oder ist es doch der Musicalstar Anna Montanaro, der den Showstar Reno Sweeney spielt? Egal, alle treffen sich auf dem Schiff, und die gesamte Darsteller-Riege ist großartig, voller Pfiff und Power.
1361889256__10a9322“Wenn du mit der Zweitbesten zufrieden bist…”, sagt Reno Sweeney spöttisch zu Billy Crocker, dem Herzensbrecher, der sie durch seine rein platonischen Avancen etwas gekränkt hat. Aber Billy ist in Hope verknallt. Als die entzückende Hope eine Schiffsreise antritt, muss er natürlich mit, und sei es als blinder Passagier. Leider kann er der Angebeteten außer seinem glühenden Herzen nicht viel bieten. Das ist ein Problem, weil Hope Harcourt in Bälde Lord Ugly heiraten soll, um die Familienfinanzen zu sanieren. Der Möchtegern-Gangster Moonface Martin und seine Komplizin Erma, beide hinreißend komisch, helfen Billy. Erma organisiert in Nullkommanix eine Matrosenuniform – das geht ganz schnell: Sie sortiert ihre zwei Argumente im Ausschnitt und geht in den Maschinenraum. Billy muss sich also auf dem Schiff verstecken und gleichzeitig Hope umgarnen. Reno hat es auch nicht leichter: Sie hat sich in einen unterkühlten Engländer verliebt und stellt fest, dass es harte Arbeit ist, ein verklemmtes Etwas zu verführen … und dass ein reservierter Brite sich mit Hilfe einer Flasche Alkohol in einen leidenschaftlichen Frauentypen verwandelt.
1361888192__10a9237Hopes exaltierte Mutter singt den Song “Let’s Do It” natürlich ganz anders als Ella Fitzgerald, aber genauso toll. Es wird getanzt und gesteppt, und Billys Verwicklungen werden immer turbulenter, so dass man sogar gegen die eherne Regel verstoßen darf: Keine Tiere auf der Bühne! (Der Grund für diesen Grundsatz ist, dass ein Tier den zweibeinigen Darstellern oft die Show stiehlt.) Hier wird ein Schoßhündchen durch die Handlung getragen, aber dieses energiegeladene Musical kann das problemlos verkraften. Die Sache mit den Familienfinanzen klärt sich dann auch noch, weil Billy die Prohaska-Aktien entgegen der Anweisung seines Chefs doch nicht verkauft hat und diese dann kometenhaft im Wert gestiegen sind.

1361889556__10a9386Die Choreografie ist spritzig, die Dialoge witzig und die Songs von Cole Porter bleiben glücklicherweise auf Englisch. Das Orchester des Gärtnerplatztheaters spielt den Big-Band-Sound so dynamisch, als hätten sie nie etwas anderes getan. Michael Brandsä¤tter in seiner feschen Offiziersuniform dirigiert ohne Taktstock und auch ohne diese wunderbaren weißen Handschuhe. Ich selbst neige ja zur Seekrankheit, aber wenn man bei Kreuzfahrten derart interessante Leute kennenlernt, dann denke ich noch mal sehr wohlwollend darüber nach.

Anything Goes

Musical von Cole Porter, Münchner Erstaufführung

Deutsches Theater

Weitere Vorstellungen bis 22.03.13 täglich außer Montags.

Fotos (c) Christian Zach

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