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Das 365-Euro-Ticket: bald für alle Münchner*innen?

Überlege dir mal wie es wäre, nur einen Euro dafür zu zahlen, damit du im ganzen MVV-Gebiet Bus, Tram, S-Bahn und U-Bahn nutzen kannst. Was wie ein schöner Traum klingt, könnte vielleicht Realität werden. Im Stadtrat jedenfalls flammen heiße Diskussionen darüber auf, denn auch die Oppositionen sprechen sich nun deutlich für das 365-Euro-Ticket aus. Was steht denn da noch zu Debatte?

Es ist im Rollen!

Ein wichtiger Schritt ist mit der Einführung des 365-Euro-Tickets für Schüler*innen und Auszubildende bereits getan: seit August 2020 besteht das Angebot, dass Jugendliche für einen Euro am Tag im gesamten MVV-Gebiet, also in den Zonen M-6, die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können. Die einzige Voraussetzung: Die Schule- oder Ausbildungsstätte oder der Wohnort muss im Geltungsbereich des MVV-Gebiets liegen.

Die CSU, die Fraktion ÖDP/Freie Wähler und die Linke setzen sich nun im rot-grünen Stadtrat dafür ein, dass das 365-Euro-Ticket für alle Münchner*innen bis spätestens 2023 eingeführt wird und knüpfen dabei an Markus Söders Wahlversprechen von 2018 an, wo er sich deutlich für die Einführung des Tickets ausgesprochen hat. Auch die aktuelle Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) hat während des OB-Wahlkampfes Anfang des Jahres deutlich gemacht, dass sie sich für das 365-Euro-Ticket für alle Bürger*innen und Bürger stark macht.

Wien als Vorbild

Die Stadt Nürnberg hat das 365-Euro-Ticket für die Bürger*innen bereits beschlossen und will es ab 2023 zu Verfügung stellen. Im schönen Wien haben die Menschen bereits erfahren, wie es ist, wenn man für einen Euro am Tag mit den Öffis fahren kann. Und das nutzen die Bürger*innen Wiens auch fleißig: seit der Einführung des 365-Euro-Tickets im Jahr 2012 ist der Anteil an Jahreskartenbesitzer*innen um 120 Prozent gestiegen. Nicht nur super für die Umwelt, sondern auch gut für den stetigen Ausbau und die Optimierung des Verkehrsnetzes der Stadt Wien. Damit wird die österreichische Hauptstadt zum Vorbild für München und bringt den Stadtrat zum diskutieren. Auch München möchte ein 365-Euro-Ticket – und zwar für alle.

Sozial und nachhaltig: die Öffis müssen für alle finanzierbar sein

Vor allem für eins wäre das 365-Euro-Ticket essentiell: für unser Klima. München hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt und der ÖPNV soll einen wesentlichen Teil zur Erreichung dieser beitragen. Ingesamt soll garantiert werden, dass Bürger*innen sich stressfrei, sicher, flächensparend und umweltfreundlich durch die Stadt bewegen können. Daher müssen die Öffis taktschneller und besser ausgebaut werden, damit immer mehr Menschen auf ihre Autos verzichten, auf den ÖPNV umsteigen und die Verkehrswende somit schneller eintreten kann. Natürlich muss es sich aber auch jede*r leisten können, täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Momentan kostet eine IsarCard im Jahresabo für die Zonen M-6 2.085 Euro, für Studierende sind es 201,60 Euro pro Semester. Das kann sich definitiv nicht jede*r leisten.

Daher ist es ein wichtiges Ziel der Verkehrswende, dass alle Münchner*innen die Chance haben, sich klimafreundlich mit dem ÖPNV durch die Stadt zu bewegen. Laut Stefan Nagel von den Linken sind 17 Prozent der Münchner*innen armutsgefährdet. Gerade diese Menschen, die sich ein teures Jahresabonnement nicht leisten können, sollen von dem 365-Euro-Ticket profitieren.

Problem: Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?

Die rot-grüne Koalition des Stadtrats spricht sich ebenfalls für das 365-Euro-Ticket aus und freut sich, dass sich nun auch die Oppositionsparteien CSU, die Fraktion ÖDP/Freie Wähler und die Linke das Angebot für alle fordern. Das, was nun noch im Weg steht, ist vor allem eins: Die Frage danach, wie MVV-Partnerlandkreise mit ins Boot geholt werden können und natürlich die Frage der der Finanzierung.

Laut Berechnungen der Oppositionen kämen auf die Stadt München Kosten in Höhe von 110 Millionen Euro im Jahr zu. Daher ist es essentiell, dass sich der Freistaat Bayern stark beteiligt und München bei der Finanzierung des 365-Euro-Tickets für alle unter die Arme greift. Der Sprecher des Mobilitätsausschusses Nikolaus Gradl (SPD/Volt-Fraktion) erinnert an dieser Stelle nochmals an Markus Söder Wahlversprechen von 2018. Die Münchner Verkehrsgesellschaft sieht keine rosige Zukunft für das 365-Euro-Ticket für alle und rät von einer plötzlichen Einführung stark ab. Zunächst solle erst eimal der ÖPNV attraktiv gemacht werden, sprich in die Ausbauung von Strecken und die Infrastruktur investieren. So habe das Wien auch gemacht bevor das Ticket eingeführt wurde. Jedoch haben sich hier die Jahresabonnements mit 780.000 seit der Preisreform 2012 fast verdoppelt. (Stand 2018)


Beitragsbild: YAN BERTHEMY on Unsplash

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