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Die Pop-up-Radwege müssen auch im Winter bleiben!

Dieser Text wurde von Martina Tollkühn vom ADFC verfasst.

Im Sommer haben sich alle Radlfans in München gefreut: Sechs Pop-up-Radwege richtete die Stadt auf Autofahrspuren ein. Sie schufen Platz für Radler*innen auf der Rosenheimer Straße, der Zweibrückenstraße, der Elisenstraße, der Gabelsbergerstraße und der Theresienstraße. Dort gab es vorher entweder keine oder viel zu schmale Radwege. Während der Corona-Pandemie aber nahm der Radverkehr in München insgesamt um gut 20 Prozent zu. Dank der gelb markierten Radfahrspuren können nun alle sicherer und entspannter radeln. Doch das könnte sehr bald ein Ende haben: Oberbürgermeister Dieter Reiter und die Stadtratsfraktion SPD/Volt München stimmen am Mittwoch, den 28.10., im Planungs- und Mobilitätsausschuss gemeinsam mit der CSU und den Fraktionen Linke/Die Partei, ÖDP/Freie Wähler und die Grünen/Rosa Liste ab, ob die temporären Radwege zum 31. Oktober wieder entfernt werden. Und das, obwohl die inzwischen ausgewerteten Verkehrszählungen der Testphase belegen, dass die Pop-up- Radwege extrem viel genutzt wurden.

Eine Demo für die Radwege

Die Aktivist*innen vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) München wollen den Abbau unbedingt noch verhindern. Sie haben deshalb ihr Netzwerk mobilisiert und eine E-Mail-Aktion an den Oberbürgermeister initiiert sowie gemeinsam mit dem Radentscheid kurzfristig zu einer Radl-Demo aufgerufen. Rund 200 Leute traten in der Zweibrückenstraße aus Protest gegen die Pläne des OB in die Pedale. Andreas Schön, 1. Vorsitzender des ADFC München, macht seinem Ärger Luft: „Oberbürgermeister Reiter und die SPD betreiben hier ein unverantwortliches Spiel mit dem Leben der Radfahrenden. Es wäre total fahrlässig, die Pop-up-Radwege ohne weitere Maßnahmen einfach ersatzlos zu entfernen. Die Gefahr für die Radler*innen durch den Autoverkehr verschwindet ja jetzt nicht plötzlich. Im Gegenteil: Die widrigen Wetterverhältnisse im Herbst und Winter erhöhen das Risiko für sie noch.“

Daher wollen die Fahrrad-Initiativen erreichen, dass die Pop-up-Bike-Lanes solange erhalten bleiben, bis die Stadt sichere, dauerhafte Lösungen umsetzt. Tatsächlich werden coronabedingt in diesem Winter wohl nicht nur Hardcore-Radler*innen unterwegs sein, sondern auch viele nicht so versierte Radfahrer*innen, die Busse und Bahnen lieber meiden. Sie radeln auf den Pop-up-Radwegen in jedem Fall geschützter, entlasten den ÖPNV und das Klima und würden sonst wohlmöglich ins Auto (zurück-)getrieben.

Bye Bye Schanigärten?

Auch für Gastronomiebetriebe wie das Café Joon in der Theresienstraße könnte die Entscheidung gegen die Radfahrstreifen bittere Konsequenzen haben. Auf dieser Seite der Einbahnstraße konnten die Schanigärten nur eingerichtet werden, weil der Pop-up-Radweg derzeit die direkt angrenzende Autofahrspur belegt. Fällt er weg, ist kein ausreichender Sicherheitsabstand mehr zwischen fahrendem Autoverkehr und den Schanigärten gewährleistet. Die neuen Freischankflächen wären dort nicht mehr genehmigungsfähig, da es sich bei der Theresienstraße nicht um eine Tempo-30-Zone handelt. Das aber ist sonst Voraussetzung für die Einrichtung der Schanigärten. Dass das Tempo 30 extra dort eingerichtet wird, ist unwahrscheinlich. Die Forderung des Bezirksausschusses und der Wirte in der Maxvorstadt, in der Schellingstraße zwischen Amalien- und Arcisstraße während der Corona-Pandemie eine Pop-up-Tempo-30- Zone einzurichten, um dort Freischankflächen zu ermöglichen, hat die Straßenverkehrsbehörde jedenfalls abgelehnt. Die Pandemie selbst sei kein Anordnungsgrund – ebenso nicht der Wunsch nach einem Schanigarten. Darum muss es unserer Meinung nach jetzt heißen: Rettet den Radweg oder #SaveThePopups!

Text: Martina Tollkühn

Beitragsbild: ADFC

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