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Fluch und Segen der Zwischennutzungen in München: So war die Podiumsdiskussion

Am vergangenen Montag, 18. März 2019, versammelten sich im Isarforum – im Übrigen auch eine Zwischennutzung – einige der wichtigsten städtischen Akteure zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Kulturelle Zwischennutzung in München – Fluch oder Segen?“.

Mit von der Partie: Kristina Frank (Kommunalreferentin München Stadt), Cornelius Mager (Leitung Lokalbaukommission München), Alex Wolfrum (G.R.A.L.), Stephanie Utz (MUCA Museum of Urban and Contemporary Art), Daniel Hahn (Bahnwärter Thiel, Wannda) und Max Heisler in Vertretung für die angekündigte Zehra Spindler (Urban League). Moderiert und auch initiiert wurde die Diskussion von EgoFM.

Die Vielfalt der Zwischennutzungen

In kurzen Statements stellte jeder der Akteure, ob Stadt oder Umsetzer, seine Position dar und berichtete in wenigen Sätzen von ihren oder seinen persönlichen Herausforderungen. Die anfängliche Sorge, der Abend könnte bei der Anzahl der Podiumsgäste in reinen Projekt(selbst)darstellungen enden, bewahrheitete sich auch dank des EgoFm-Moderators Max Klement nicht. Ganz im Gegenteil: Die Diskussion war meist kurzweilig und temporeich.

Die verschiedenen Akteure äußerten unterschiedliche Bedürfnisse. So wurde der Wunsch nach mehr privaten Investoren laut, die aber wiederum Angst haben vor Protesten und Mietern, die nach Ablauf der vereinbarten Zwischennutzung nicht wieder gehen und den Vermieter, der es ursprünglich gut meinte, zum Buhmann machen. Auch die Stadt kennt dieses Problem. Die Akteure wünschen sich längere Laufzeiten und weniger Bürokratie. Die meisten Probleme und Argumente leuchteten ein – man hörte sie nicht zum ersten Mal.

Raum ist nicht gleich Raum

Doch meist verloren sich die Gespräche über konkretere Antworten und Lösungen in Definitionsdiskussionen, denn Zwischennutzung ist nun mal nicht Zwischennutzung. Schnell wurde klar: EinE KünstlerIn braucht einen anderen Raum als einE ClubbetreiberIn, ein Veranstalter andere Flächen als ein Gewerbetreibender. Die eine freut sich über fünf Monate und die Flexibilität, bald wieder etwas Neues ausprobieren zu können. Der andere sagt, dass er mindestens fünf Monate braucht, um überhaupt Equipment aufzubauen und unter fünf Jahren gar nicht erst anfangen will.

Kunst- und Kulturschaffende suchen Flächen für wenig Geld, aber auch für nichtkommerzielle Nutzungen. Andere möchten mit den Nutzungen Geld verdienen – auch das ist ein legitimes Konzept für Zwischennutzung – denn oft vergisst man, dass eine temporäre Nutzung nicht automatisch unwirtschaftlich sein muss.

So wird an diesem Abend keine Lösung gefunden, denn es gibt so wenig eine Antwort, wie es nur ein Zwischennutzungsangebot in München gibt und gab. Ob Lovelace, Alte Utting, Sp_ce, MMA, Puerto Giesing, das Projekt Z – Common Ground oder das neue Projekt Gesundheitshaus an der Dachauer Straße: Einiges verbindet diese Zwischennutzungen – aber sie bleiben dann doch alle sehr unterschiedlich.

Wenn es etwas zu verhandeln gibt

Es fallen an diesem Abend sogar konkrete Vorschläge. So möchte das Kommunalreferat regelmäßig gemeinsam mit dem Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft Runde Tische anbieten. Aber schaut man sich die Diskussionsteilnehmer und auch die Gäste im Publikum an, so muss man nicht die kritischen Anmerkungen der angeschlossenen offenen Fragerunde abwarten um herauszuhören, dass das Kompetenzteam allein leider nicht die Lösung und das Sprachrohr für die Stadt zu den Akteuren sein kann.

Das Kompetenzteam bemüht sich, ist aber auch nicht in der Lage, die Vielfältigkeit von Zwischennutzungen abzudecken – auch wenn Kristina Frank (CSU) vom Kommunalreferat in dieser Kooperation sehr viel Potential sieht. Das sehen aber viele Akteure anders – zu Recht, denn Zwischennutzungen betreffen nicht nur die Kultur- und Kreativwirtschaft.

Außer der bereits bekannten Vermietung einzelner Standl, zum Beispiel auf dem Viktualienmarkt, und einem Popup-Ladenlokal im Ruffinihaus zur dauerhaften Nutzung, wurden seitens der Stadt keine neuen Zwischennutzungsobjekte bekannt gegeben.

Aber: es wird verhandelt an diesem Abend

Und das ist eine gute Nachricht. Denn wenn verhandelt wird, gibt es auch etwas, worüber man überhaupt verhandeln kann. München spielt vielleicht (noch) nicht mit, in der ersten Liga der Zwischennutzungen. Aber die Stadt bietet doch bereits eine bunte Mischung aus verschiedenen Angeboten. Dass diese Angebote kommen und gehen, liegt nun mal in der Natur der Sache – auch wenn das manchmal ausgeblendet wird.

Es ist viel Bewegung in der Szene, auch das liegt bei genauerer Betrachtung der Bedingungen auf der Hand. Deshalb muss man vielleicht auch noch mal mehr und öfters miteinander reden als in anderen Branchen. Schön ist, dass endlich das passiert, was uns wohl allen am meisten hilft: es wird miteinander geredet.

Danke an der Stelle an EgoFM, die die verschiedenen Akteure auf eine Bühne gesetzt haben und so einen sinnvollen Status Quo herstellen: den der Verhandlungen.


Fotos: © Barbara Lersch

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