Online-Semester im Home Office
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Fünf Tipps fürs Online-Semester: Studis – Allein zu Haus

Yannik Gschnell

Das Online-Semester ist mittlerweile in der zweiten Runde. Mitten im ersten Corona-Lockdown haben wir zwar schon erste Erfahrungen mit dem digitalen Uni-Leben gemacht, nun wurde jedoch aus dem Provisorium die Praxis. Langsam setzen Automatismen ein und alle Beteiligten richten es sich gemütlich ein in der Internet-Universität. Das müsste ja eigentlich ganz einfach gehen, schließlich verschiebt sich der universitäre Alltag ohne Campus und Präsenz in die eigenen vier Wände. Doch darin liegen viele Schwierigkeiten. Wo hört die Uni auf und wo fängt der Alltag an? Wir haben fünf wichtige Tipps für ein erfolgreiches Online-Studium zusammengestellt.

Die Sache mit der Selbstdisziplin

Jaja der eigene Schweinehund… Im Vorlesungssaal oder dem Seminarraum auf einmal ganz kleinlaut, kann er am eigenen Schreibtisch voll aufblühen. Doch gerade jetzt braucht es Selbstdisziplin. Äußere Motivationsanreize fehlen entweder ganz oder kommen so niederschwellig daher, dass der wohlgepflegte Schweinehund sie auch spielend leicht ignorieren kann.

Durch die Entgrenzung des Studierendenlebens und des Privaten liegt es nun am Studierenden selbst, Grenzen zu setzen, um die eigene Konzentration und Motivation fürs Online-Semester zu kanalisieren. Wo arbeite ich und wo entspanne ich? Wann ist es an der Zeit anzupacken und wann kann ich mich ohne schlechtes Gewissen zurücklehnen? Natürlich klappt nicht alles sofort. Doch Selbstdiszplin, verstanden als Prozess der Selbstbeobachtung und Reflektion, ist elementar fürs Studium im Home Office.

Routine, Routine, Routine

Dieser Prozess zeigt sich in den Puzzleteilen, aus denen sich der Alltag im Home Office zusammensetzt. Aus all den Regelmäßigkeiten, die uns ausmachen, gilt es nun zu selektieren. In Präsenz noch wie selbstverständlich, wird beispielsweise die Morgenroutine durch die Nähe von Bett und Schreibtisch in der jetzigen Situation eher zur Kür als zur Routine. Doch sie ist eine der Grenzen, die im entgrenzten Alltag Arbeitstag von freiem Tag trennt. Warum also nicht den Weg vom Bett zum Schreibtisch durch eine kurze Runde um den Block ergänzen? So wird der Arbeitsweg simuliert und der Übergang von Freizeit zu Arbeitszeit verdeutlicht.

Durch das Aufrechterhalten positiver Routinen und dem Erkennen Negativer, kommt langsam aber sicher die Ordnung ins Chaos. Das ist natürlich Lerntyp-abhängig, so hat der frühe Wecker für den nachtaktiven Studi einen niedrigeren Stellenwert, als für den Feierabend-Genießer. Deshalb braucht es auch hier ein offenes Ohr für die eigenen Bedürfnisse und Ziele.

Ein Lernbuddy kommt selten allein

Durch die Kontaktbeschränkungen und die damit einhergehende soziale Isolation, zumindest räumlich gesprochen, wirkt die universitäre Infrastruktur in weiten Teilen ausgestorben und leer. Der alltägliche Kontakt auf dem Weg in oder auf der Suche nach Vorlesungsräumen, die gemeinsamen Mensa-Experimente oder stundenlange Bibliotheks-Sessions, all das lässt sich kaum adäquat aufs Online-Semester übertragen.

Gerade deswegen sind nun Lerngruppen wichtiger denn je. Gemeinsam hilft man sich dabei, den roten Faden wiederzufinden, oder die ein oder andere Motvationsdelle auszubeulen, um die Lust am Lernen nicht zu verlieren. Besonders für die Ersties und Zweities, die die Universität in der Mehrheit noch nicht von innen gesehen haben ist, dass von großer Bedeutung. Natürlich ist das Netzwerken im Online-Semester, höherschwellig als im universitären Kosmos, wo es ausgehend vom Plausch viel leichter ist, beziehungsweise war, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Aktuell braucht es dafür ein höheres Maß an Eigeninitiative, doch es lohnt sich.

Der Vorlesungsspaziergang

In meiner Rolle als investigativ Studierender hab ich alle Kosten, doch keine Mühen gescheut, um dieser faszinierenden Büchse Pandoras, der Uni-On-Demand in all ihren Facetten und Möglichkeiten auf den Grund zu gehen. Dank der digitalen Lehre wird die Welt um uns zu unserem Hörsaal und das audiofähige Ausgabegerät unserer Wahl zur Professor*In. Als besonders geeignet hat sich dabei die Nebenbeschäftigung Spazierengehen erwiesen.

Anders als bei beliebten Klassikern wie Vorlesung und Wäsche waschen oder Kochen, beschränkt sich das Multitasking auf das gleichzeitige Gehen, Sehen und Hören. Dabei ist man auditativ komplett den Inhalten des Dozierenden ausgeliefert, während alle anderen Sinne auf Autopilot*In schalten dürfen. Zudem kann auch gleich der Punkt “Frische Luft” auf der To-Do Liste abgehakt werden.

Macht bitte eure Kameras an!

Wenn es nun jedoch um Live-Veranstaltungen geht, über die Video-Konferenz-Plattform eures niedrigsten Misstrauens, ist weit weniger Kreativität gefragt. Natürlich ist es auch hier leicht, sich stummgeschaltet und ohne Kamera, der noch nie so verlockenden Haushaltsarbeit zu widmen. Gerade bei frühmorgendlichen Veranstaltungen verfällt es sich leicht der Versuchung, noch schnell ein wunderbares Frühstück zu zaubern. We’ve all been there.

Doch damit werden wir Teil eines Teufelskreises, der sich im Online-Semester täglich wiederholt. Denn die gegenseitige Wahrnehmung erhöht die Qualität von interaktiven Elementen, Fragen- und Diskussionsrunden enorm. Gleichzeitig scheint es die Befürchtung zu geben, mit angeschalteter Kamera schneller zum Ziel für Fragen der Dozierenden zu werden.

Natürlich verstärkt die Konsequenz dieser Angst, nämlich das Ausschalten der Kamera, diesen Effekt. So ergeben sich in allzu vielen Seminaren Monologe des Dozenten oder Dialoge mit den wenigen Sichtbaren, vor einer stummen, unsichtbaren Zuschauerschaft. Dabei könnten sie alle kleine Fenster in die Welten unserer Mitmenschen sein und gerade für die Dozierenden damit ein dankbareres Publikum darstellen.

Unsere 10 (wirklich) besten Tipps für die Uni im Home Office aus dem ersten Lockdown findest du hier.


Beitragsbild: © Mikey Harris auf Unsplash

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