Gute Sache, Leben

dasDosentelefon: Geflüchteten ein Haus ertauschen

Kevin Brandt

Philipp Christov hat ein Projekt gestartet. Nur durch Tausch möchte er ein Gebäude erstehen, das er Geflüchteten schenkt. Es begann mit einem Dosentelefon.

Der junge Student der TU München ist jemand, der gerne Listen macht und den Überblick behält. Er möchte das Beste aus seinem Leben herausholen, dazu gehört Reflexion und die Ziele vor Augen zu haben. Man könnte sagen, typisch BWLer*in – er führt die Listen als Excel-Tabelle. Es ist aber auch eine Weise, das eigene Leben anzugehen, geordnet und strukturiert. Auf der Liste finden sich zwei Punkte: Starte ein Projekt, das Menschen zusammenbringt und Tue etwas Gutes, bewege etwas Großes. Aber wie?

“Ich möchte Menschen helfen, ohne warten zu müssen, bis man reich ist.”

Philipps Traum wäre eine eigene Stiftung. Als Vorbild dient Dietmar Hopp, sie kommen beide aus Walldorf, einer kleinen badensischen Ortschaft. Der Unterschied: Hopp ist Milliardär, Philipp Student. Daher sucht er nach einem Weg, mit begrenzten Mitteln viel zu erreichen. Think Big lautet die Devise. Inspiration erhielt Philipp von Michael Wigge und Kyle McDonald, die sich beide ein Haus ertauscht haben. Sein Blick streift das Dosentelefon, das seit einiger Zeit unbenutzt im Zimmer lag (und übrigens tatsächlich genutzt wurde). Eine Gerätschaft, die Menschen verbindet. Das Dosentelefon wird zum Anfangspunkt der Tauschaktion. Und zum Symbol.

Eine Triple-Win-Situation

Das Format des Tauschs, das als Projekt am 11. April losging, bezeichnet Philipp als “allergeilstes Geschäftsprinzip”: “Es beginnt klein, endet groß und niemand macht wirklich einen Verlust.” Für ihn persönlich liegt der Gewinn beim Akt des Tauschens darin, auf Menschen zuzugehen, sie vom Tausch zu überzeugen, Freude beim Gespräch zu haben – Verbindungen herzustellen. Die Tauschpartner*innen erhalten im Gegenzug einen zumindest ähnlich wertvollen Gegenstand. Das dritte “Win”? Philipp sagt: “Ich glaube, jeder Mensch wünscht sich, dass ihm geholfen wird, wenn er in Schwierigkeiten ist.” Der Umgang mit der humanitären Krise im Nahen Osten, mit den Schicksalen auf Fluchtrouten, an den Grenzen und innerhalb der Länder wird Generationen prägen.

Der Zufall bestimmt das Leben

In den Semesterferien reiste Philipp zehn Wochen: Griechenland, Mazedonien, Albanien. Er hat sich auch ein Bild vorort gemacht. Vielen Menschen geht es momentan sehr schlecht. Sie fliehen vor Verbrechen, die sich außerhalb unserer Vorstellungskraft bewegen. Seit Jahrzehnten leben wir ohne offene Konflikte im Kern Europas. Hier angekommen, müssen Asylbewerber*innen oft warten, bangen. “Andere Menschen haben nicht dieselben Möglichkeiten, obwohl wir alle gleich sind”, erklärt Philipp seine Motivation. Wir könnten uns glücklich schätzen, hier geboren worden zu sein. Er will helfen, ihre Potentiale auszuschöpfen: “Es muss ziemlich frustrierend sein, den ganzen Tag in den Heimen zu sitzen.”

Das große Ziel

Die Asylregelungen können nur die zuständigen Politiker*innen ändern. Philipp möchte unseren zukünftigen Nachbar*innen den Startschuss in ein neues Leben erleichtern. Ein eigenes Haus, das Sicherheit bietet, das zu einer Heimat werden kann. Er geht ehrgeizig an die Sache. Und nimmt sie nicht auf die leichte Schulter. Die Zeiten, in denen er spontan Leute auf der Straße von einem Tausch überzeugen konnte, sind vorbei. Mit nur fünf Tauschaktionen bewegt er sich auf den vierstelligen Euro-Bereich zu. Wenige Personen führen Gegenstände dieser Preisklasse mit sich oder sie zweifeln an der Seriosität bei dieser Größenordnung und der quasi zufälligen Begegnung. Um sein Ziel zu erreichen, bis zum 11. April 2016 ein Haus oder den Maximalbetrag Geflüchteten zu spenden, muss er andere Wege einschlagen.

Think Big

Mittlerweile organisiert Philipp über soziale Kanäle, Telefon, E-Mail. Er sucht Leute direkt und schreibt sie an, hat eine Facebook-Page aufgesetzt und war schon in Wien bei einem Immobilienmakler. Die Idee: den Tausch auch von hinten aufziehen und klären, zu was für einem Tausch die Partner*innen am Ende der Kette bereit wären. So kann er in die Zukunft planen, den Prozess steuern: “Man irrt nicht ganz im Dunkeln.” Das heißt: Kontakte herstellen, Interessierte festmachen und herausfinden, gegen was sie tauschen würden. In den nächsten Tagen entscheidet sich, ob ein neuer Tausch vollzogen werden kann. Ob er nicht bald zu viele Tauschmöglichkeiten hat? Philipp lacht: “Ich freue mich über zu viel Input!”

Wenn du ein Tauschangebot für Philipp hast, kannst du ihm schreiben.

 

Fotocredit: Kevin Brandt

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