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Meine Halte: Olympiazentrum – Studentischer Charme ohne viel Schnickschnack
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Weit weg vom Glanz und Glamour der Stadt liegt die U-Bahn Haltestelle Olympiazentrum. Obwohl sie vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so cool ist, entzückt sie doch mit studentischem Charme.
Zwischen Dönerbude und BMW-Turm
„Olympiazentrum“, diese Worte erklingen von der leblosen Stimme in der U-Bahn. Das ist meine Haltestelle. Ich steige aus und schaue auf das Schild vor mir: Olympisches Dorf 1972. Da muss ich raus. Ich fahre die Rolltreppe hoch und erblicke einen hippen Coffeeshop und einen coolen Pop-up Store. Nein Spaß, auf mich warten eine Dönerbude und ein Kiosk. Die haben ja auch was. Wenn man beide Augen fest zukneift.
Ich gehe zum Bungalowdorf, welches damals für Olympische Sportler*innen gebaut wurde, in dem jetzt ganz viele Studenten Tür an Tür leben. Auf meinem Weg dorthin sehe ich zu meiner linken den BMW-Turm und vor mir den Olympiaturm in den Himmel ragen. Ich bin zuhause.
Kunst an den Wänden und Whisky Flaschen im Fenster
Warm eingebettet zwischen dem Olympiapark und den Hochhäusern liegt das Bungalowdorf mit seinen 1052 Häuschen und versprüht den Charme einer Ferienanlage, mit den Lichterketten und Sonnenschirmen auf den Balkonen und wild verstreuten Fahrrädern. Die Hauswände werden von eindrucksvollen Bemalungen geziert; ein Spaziergang durch die vielen Gassen erscheint wie ein Besuch im Museum für moderne Kunst. Was auch gleich auffällt, wenn man durch die Gassen schlendert, sind die Fenster der Bungalows. Besser gesagt deren „Dekoration“. So gut wie jedes Fenster im Dorf wird mit Alkoholflaschen geschmückt; eine Whisky Flasche hier, eine Weinflasche da. Man merkt, es ist ein Studentendorf.
Ein bisschen anders als der Rest
Eigentlich passt das Olympiadorf gar nicht so richtig zum Rest von München. Bevor ich aus einem kleinen Ort auf dem Land nach München gekommen bin, kam mir München immer super-glamourös und abgehoben vor. Und als ich dann vor einigen Monaten ins Olydorf gezogen bin, hat sich mir eine ganz neue Seite von München eröffnet. Weit weg vom stressigen Getümmel der Innenstadt, weit weg von prunkvollen Bauten. Irgendwie bodenständig. Hier gibt es den Park, der während er mit seiner grünen Weite betört, Sportbegeisterte und Flaneur*innen anlockt und im Kontrast dazu viel Beton und wenig Schnickschnack.
Aber irgendwie geben mir besonders abends, nach einem langen Tag, die Lichter aus den Fenstern der Hochhäuser ein Gefühl von Geborgenheit. Irgendwie ironisch wie diese kalten Betonfassaden einem das Gefühl von Wärme geben können. Ich würde zwar Lügen wenn ich behaupten würde, dass ich nicht manchmal von den hohen Decken einer Altbauwohnung in einem hippen Viertel Münchens träume, aber wenn ich von meiner Halte bis zum Bungalow gehe, weiß ich, ich bin zuhause.
Robert
Posted at 18:25h, 03 SeptemberDie Original-Bungalows von 1972 im Olympiadorf der Frauen (dann Studierenden-Wohnungen) haben sie doch schon vor ein paar Jahren abgerissen. 2009 habe ich das noch mit vielen Fotos dokumentiert. Meinst Du mit Deiner Geschichte schon das neue “Studentendorf” oder noch das alte? Speziell ist es schon und so gar nicht hipp-münchnerisch.