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Meine Halte: Holzapfelkreuth – “Holz…was?”

Hannah Sophie Weber

“Holz … was?”

Genau das ist die übliche, meist belustigte Reaktion auf meine Erklärung, wie ich es denn eigentlich überhaupt täglich von Hadern bis zur Uni schaffe. Nicht-MünchnerInnen ebenso wie MünchnerInnen selbst sind verwirrt von dem, zugegeben etwas außergewöhnlichen, Namen meiner Halte an der U6.

Des Rätsels Lösung

Hier also die ersehnte Erklärung: Der Name “Holzapfelkreuth” stammt von der Jägerfamilie “Holzapfel”, von der wiederum die historische Bezeichnung der nördlichen Umgebung des Waldfriedhofs abzuleiten ist – übrigens der größte Friedhof Münchens.

1983 als Teil der “Blumenlinie” zur IGA (Internationale Gartenbauausstellung) eröffnet, sind die gelb-orangenen Wände das Resultat damaliger Bemühungen, triste U-Bahnhöfe doch endlich einmal farbenfroher zu gestalten.

Genug von trockenen historischen Fakten, aber ich musste das Wissen endlich einmal loswerden. Wieso ich so etwas überhaupt weiß? Nun, eine durchaus berechtigte Frage. Regulär fährt die U6 ja, außer vielleicht mal zu den Stoßzeiten, nur im schmerzhaften 10-Minuten-Takt – schon gut, ich weiß ja, die S-Bahn Fahrer unter uns leiden noch deutlich mehr.

“Grausam der Bahnhof”

Wenn aber eine fiese rote Ampel die (zu) knapp kalkulierte Radl-Zeit zur Haltestelle verlängert, gilt es durchaus ungemütliche Wartezeiten irgendwie zu überstehen. Ja, dabei habe ich tatsächlich die MVG-Infotafel zur Haltestellen-Geschichte gelesen. Zu meiner Verteidigung – es ist wirklich wahnsinnig eintönig da unten. Selbst der Enthusiasmus der Local Guides auf Google Maps hält sich ja eher in Grenzen. Rezensionen reichen von der Enttäuschung wegen mangelnder Pflege, über konstruktive Renovierungsvorschläge bis hin zur prägnanten Aussage: “Grausam der Bahnhof”.

Wenn die U6, nach derartig spannender Lektüre, schließlich angerollt kommt, sind die knappen Sitzplätze meist schon prall gefüllt mit SeniorInnen. Mit dem für München weit überdurchschnittlichen Altersquotienten in Hadern ist dies aber ebenso wenig überraschend wie schlimm. Die nur 13 Minuten zum Sendlinger Tor schaffe ich, zumindest nach einem stärkenden Frühstück, meist gerade noch im Stehen.

Die Einfamilienhaus-Idylle

Auf der Suche nach dem richtigen Ausgang landet man rings um die Kreuzung der vielbefahrenen Fürstenriederstraße mit der Ehrwalder-/ Guardinistraße. Letztere führt direkt in hübsch herausgeputzte, idyllische Wohnviertel mit Ein- oder Zweifamilienhäusern und kleine Gärten.

Als StudentIn mag diese ruhige und grüne Idylle, im Vergleich zur Maxvorstadt oder dem Glockenbachviertel, auf den ersten Blick wenig verlockend klingen. Aber glaubt mir, nach langen, hochsommerlichen Uni-Tagen in der Schellingstraße lernt man es durchaus zu schätzen. Für mich ist meine Halte mittlerweile wie ein Tor von der Millionenstadt in eine behütete Kleinstadt. Jede Fahrt ein kleiner Ausflug.

Wenn das Warten auf die U6 zu lange dauert

Fällt die U-Bahn dank Pendelzugverkehr oder Fahrzeugstörung gänzlich aus? Scheint der Weg nach Hause ohne Stärkung einfach zu weit? Jedem in dieser misslichen Lage kann ich zwei nahegelegene Restaurants ganz besonders ans Herz legen:

Im nur wenige Schritte entfernten Bio-Restaurant Green Elephant an der Guardinistraße macht das sympathische Team fabelhafte Bio-Pizzen mit Dinkel- und Vollkornteig. Wenn es eher etwas Süßes sein soll, ab aufs Rad und in weniger als 3 Minuten ins süße Café Stenz (ehemaliges Café Kubitschek) an der Waldfriedhofstraße. Hier gibt’s nicht nur schnelles WLAN, Kaffee und eine prall gefüllte Kuchenvitrine, sondern auch wahnsinnig tolles Frühstück. Auch allein schon die Reise wert.


Beitragsbild: © Hannah-Sophie Weber

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