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Mucbook präsentiert: Mittekill – Berliner Diskursdisko im Milla

Tobias Wullert

Mitte der Nullerjahre startete Friedrich Greiling sein Projekt Mittekill. Mit den Jahren wuchs sich das Projekt dann zu einer Band aus, die live Diskurs mit Disco zusammen denkt und für ihr Album „Die Montierte Gesellschaft“ auch mit Flüchtlingen arbeitete. Vor ihrem Konzert im Milla am 21.Januar sprachen wir mit Mittekill-Mastermind Friedrich Greiling.

Euer Song „Herbsttag“ wurde von der Redaktion von M94.5 als Nr. 2 in die Jahrescharts gewählt. Was verbindest Du noch mit München?

Ich war früher schon öfter hier und 2012 traten wir im Feierwerk als Vorband der Fehlfarben auf.

Versteht sich Mittekill als Kollektiv oder als Soloprojekt?

Wir begannen als zwei Hinterhofbastler in Berlin und spielten dann recht bald in Clubs, aber 2011 ist mein Partner Jan Hohmann ausgestiegen. Vorher haben wir teilweise auch zusammen produziert und komponiert. Für die beiden letzten Alben „All But Bored, Weak And Old“ und „Die Montierte Gesellschaft habe ich mir dann Profimusiker gesucht und Bands für die Live-Umsetzung ins Leben gerufen. In der Zwischenzeit hatte ich auf der Bühne als Drummer Sven Ulber dabei. Mit ihm war ich im Sommer 2015 in Belgrad und Athen. Dort sind die Songs „ABC“ und „Yusef“ entstanden.

Was ist die Idee hinter dem Album „Die Montierte Geschellschaft“?

Bei meiner Arbeit in freien Theaterprojekten wie mit dem Kollektiv Turbo Pascal, habe ich mich viel mit aktuellen Themen beschäftigt. Im Rahmen dieser Projekte haben wir in Berlin mit Schülern und in Freiburg mit Refugees gearbeitet und aus dieser Arbeit sind dann auch Songs entstanden. Der Titel war eigentlich ein internes Wortspiel, weil die Songs an sich kein durchgehendes Konzept verband und durch den Titel habe ich sie zu einem homogenen Etwas zusammengebunden.

Kommen aus dieser Projektarbeit auch die orientalischen und Balkan-Einflüsse auf dem aktuellen Album?

Ja genau. Eigentlich waren es musikalische Skizzen, die ich vor Jahren am Piano entworfen hatte. In Freiburg traf ich dann auf das Heim und Flucht Orchester, das aus Sinti und Roma besteht. Die Musiker, Geflüchtete und Nichtgeflüchtete, die unter anderem Balkan stammen haben diese Skizzen dann in den Songs „Herbsttag“ und „4000 km“ gemeinsam mit mir umgesetzt und so ihren Sound aufs Album gebracht.

Vorher überwiegten ja die elektronischen Sounds bei Mittekill, jetzt eher das Piano und die Bläser. Wie kam es dazu?

Es sollte ein Überraschungsmoment sein, diesmal auf analoge oder handgemachte Klänge zu setzen, damit auch mehr Leben in die Musik kommt. Mit den Jahren habe ich mich mit rein elektronischer Musik einfach auch etwas gelangweilt . In letzter Zeit entwicklte ich ein Faible für klassisches Songwriting und Piano-Chansons, so daß es manchmal fast nach Georg Kreisler klang. Dagegen entstand der Song „Römerhofschule“ auf einer Party, als ein pakistanischer Schüler spontan ein Lied über seine Integrationsschule gesungen hat und wir die Melodie witzig fanden. Ich habe dann die Beats dazu geliefert und es hat so gut funktioniert, dass es der Song dann auch auf das Album geschafft hat.

Siehst du dich mit deinen Songs in einer Tradition politisch motivierter Musik?

Eigentlich nicht, aber ich würde schon sagen, dass ich den Diskurs nie ganz aufgegeben habe. Über Songs eine gewitzte Message oder eine Alltagsproblematik zu vermitteln, ohne das explizit politisch zu nennen, war schon immer mein Anliegen. Es ging mir beim neuen Album darum eine Haltung zu vermitteln, die Fahne für eine gemeinsame Sache hochzuhalten und auch andere Aspekte der Flüchtlings- oder Kriegsthematik zu zeigen. „Herbsttag“ habe ich beispielsweise schon vor Pegida und AfD geschrieben.


In aller Kürze:

Was? Mittekill

Wo? Milla

Wann? 21. Januar 2017

Wieviel? Abendkasse 15 Euro, Tickets hier