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München im Jahr 2040 – ein Blick ins Stadtklima der Zukunft

Caroline Priwitzer

Fast 40 Jahre ist es her, dass München einen neuen Stadtentwicklungsplan verfasst hat. Jetzt soll uns der neue, frisch vorgestellte Plan bis ins Jahr 2040 geleiten. Auf der Website der Stadtverwaltung leuchten zu diesem Thema Karten in bunten Farben. Doch was ist dieser Stadtentwicklungsplan eigentlich genau?

Wir haben mit dem Leiter der Stadtentwicklungsplanung, Arne Lorz, und dem Geschäftsführer des Bund Naturschutz München, Rudolf Nützel, gesprochen.

Fünf Fachkarten und das Generelle

“Der Stadtentwicklungsplan ist ein städtebauliches Konzept, das es zu berücksichtigen gilt, aber er hat keine formale Bedeutung. Er ist eher dazu da, eine politische Bindung herzustellen und in formale Beschlüsse einzufließen,” erklärt Lorz. “Wir nutzen bewusst dieses informelle Verfahren, um in der Stadtgesellschaft möglichst frei darüber zu diskutieren wie die Zukunft aussehen soll.”

In sechs Handlungsfelder gliedert sich dabei die Planung: Freiraum, Stadtentwicklung, Mobilität, Klimaanpassung, Klimaschutz und Region

Der Entwurf des Plans geht dann in die Öffentlichkeitsbeteiligung über. Geplant sei, diese Phase bis Ende nächsten Sommer abzuschließen und dem Stadtrat vorzulegen, so Lorz. “Wir wollen möglichst viele Menschen mitnehmen bei der Diskussion um die Zukunft der Landeshauptstadt. Denn das ist, was der Stadtentwicklungsplan letztendlich ist: ein Instrument, um die Zukunft Münchens zu diskutieren.”

Die Frage nach dem Grün

Und trotzdem gab es in den letzten Tagen bereits große Aufschreie. Der BUND Naturschutz (Kreisgruppe München) prangert an, dass der Landschaftspark Pasing, Laim, Hadern und Blumenau im Entwurf als “urbanes, sozial gemischtes und klimaneutrales Quartier” ausgezeichnet wurde. Und auch das Ziel der Klimaneutralität Münchens bis 2035 gibt Anlass, sich die “grünen Seiten” des Plans mal genauer anzuschauen.

“Es ist halt die Frage ob es sinnvoll ist, alles zur Disposition zu stellen”, erklärt Nützel, hauptamtlicher Geschäftsführer der Kreisgruppe München des BUND Naturschutz. “Am Beispiel des Landschaftspark München-West haben wir das exemplarisch aufgezeigt. Da gibt es einen Stadtratsbeschluss von 1993. Bei weitem bestand damals noch nicht der Druck von Klimanotstand und Biodiversitätskrise und trotzdem wurde sehr vorausschauend beschlossen, dass dieser erhalten bleiben soll.”

Lorz von der Stadtentwicklungsplanung erwidert: “Wir haben nicht den Landschaftspark in Frage gestellt. Wir wollten nur klarstellen, dass man schauen muss, inwieweit Flächen auch an der ein oder anderen Stelle entwickelt werden könnten, aber nicht mit dem Ziel, dort großflächig Siedlungsgebiet auszuweisen.”

Nützel hat in Sachen Klima trotzdem so seine Bedenken: “Die schriftlich formulierten Ziele sind gut. Da sind wir sofort beinander, aber dann muss man es auch umsetzten und nicht einen Landschaftspark zur Disposition für Bebauung stellen.”

Klimavisionen

Naturerlebnisse vor Ort sind Nützel wichtig. Man solle seiner Meinung nach nicht nur „bezahlbare Wohnung versprechen, sondern auch bezahlbare Erholung ermöglichen“. Ersteres sei jedoch nicht Thema des BUND Naturschutz.

Zum Erreichen der Klimaziele lautet seine Devise vor allem: Entsiegeln. Dies würde zum Beispiel durch drastische Verkehrsrücknahme und den dadurch gewonnenen Platz gelingen. Nützels Vision dafür: motorisierter Individualverkehr nur noch vom Rand der Stadt bis zum Mittleren Ring.

Folge man den Empfehlungen vom BUND Naturschutz, sehe er durchaus Möglichkeiten für das Einhalten des Klimaziels, so Nützel: “Das Denken, so weiterzumachen wie in den letzten 30 Jahren, ist immer noch vorhanden.” Das zu ändern sei auch Generationenaufgabe. Nichtsdestotrotz zeigt er sich optimistisch, dass der Stadtrat dafür aufgeschlossen ist.

Öffentlichkeitsbeteiligung

“Wir haben ein relativ großes Portfolio an Öffentlichkeitseinbindung,” beteuert Lorz. Darin werde nicht nur mit Bürger*innen, sondern auch mit Expert*innen diskutiert werden. Der BUND Naturschutz habe genau wie alle anderen die Gelegenheit, sich im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung in den Prozess einzubringen.

Maßnahmen in den Klimakarten

In der Karte Klimaschutz wird dargestellt, welche räumlichen Konsequenzen gezogen werden müssen, um München bis 2035 klimaneutral zu gestalten, so Lorz. Es seien aber keine konkreten Projekte, über die der Stadtentwicklungsplan Aussagen trifft. Die Klimaneutralität sei auf Quartiersebene zu erreichen. Es werden zum Beispiel “Gebiete identifiziert, wo man die Möglichkeit hat, erneuerbare Energien zu erschließen.” Hauptsächlich werde dies in München durch das durch das Thema Geothermie abgedeckt, aber auch Fernwärme spiele eine große Rolle.

“Bei der Klimaanpassung geht es massiv darum: wo sind die Bereiche, die sich besonders erhitzen und wie kann man das verhindern.” Auch hier wird wieder mit dem Fokus auf die besonderen Bedürfnissen der Viertel gearbeitet. Das funktioniere auf technischer Ebene durch Kühlung, aber auch mit mehr Schatten, also z.B. das Pflanzen von Bäumen. Außerdem sollen die im Plan eingezeichneten Frischluftschneisen für Kühlung sorgen.

“Wir greifen auf Konzepte und Unterlagen auch aus anderen Referaten zurück. Wir haben nicht etwas völlig neues erfunden, sondern auf räumlicher Ebene zusammengefasst. Bei der integrierten Planung versuchen wir, die wesentlichen Themenfelder miteinander zu kombinieren. Daraus konstruieren und visualisieren wir ein Bild der Zukunft.”

Jetzt wird erst mal diskutiert

Wie viel sich daran noch ändern kann, sieht man bereits am Entschluss des Planungsausschusses des Stadtrats von vergangener Woche: Das Gelände des Landschaftsparks im Münchner Westen wird nicht weiter als Siedlungsgebiet geprüft. Und im Laufe der Öffentlichkeitsbeteiligung der nächsten Monate, werden wir wohl noch viele Diskussionen dieser Art erleben.

Weitere Informationen zum Stadtentwicklungsplan gibt es hier.


Beitragsbilder: Landeshauptstadt München

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