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Frisch eröffnet: Wir besuchen die Community Kitchen in Neuperlach

Esra Yüceyurt

Viel zu oft werden noch gute und verzehrfähige Lebensmittel weggeschmissen. Das ist nicht nur Verschwendung, sondern schadet auch enorm dem Klima. Die Gründerin Günes und Co-Founderin Judith der Community Kitchen möchten auf diese Themen aufmerksam machen. Seit 1. Februar ist die Community Kitchen in Neuperlach offen – alle Besucher*innen sind herzlich willkommen und bekommen von Montag bis Freitag frisch zubereitete Mahlzeiten aus geretteten Lebensmitteln – ganz nach ihrem Motto: “Auch du kannst das Klima retten – indem du aufisst, was eh schon da ist!” Die Presseverantwortliche Natalie Gath beantwortet uns ein paar Fragen.

Warum tut ihr das?

Wir möchten das Thema Lebensmittelverschwendung in die Mitte der Gesellschaft bringen, da es die drittwirksamste Maßnahme im weltweiten Klimaschutz ist.

Wie kam die Idee zustande?

Eine der Gründerinnen, Günes Seyfarth, ist seit 10 Jahren Lebensmittelretterin und hat erkannt, dass gegen diese Verschwendung vorgegangen werden muss, um Ressourcenknappheit entgegenzuwirken. Das Konzept hatte sie bereits vor mehreren Jahren entwickelt und nach Gastroräumen Ausschau gehalten. Die Räumlichkeiten in Neuperlach kamen dann Anfang 2021 ihres Weges, sowie ihre Co-Founderin Judith und aus der Theorie wurde Realität.

Auch frisch gebrühten Kaffee gib’s hier! Foto: Esra Yüceyurt

Was möchtet ihr den Menschen vermitteln?

Laut drawdown.org ist für die Einhaltung des 1,5°C- oder zumindest 2°C-Erwärmungsziels die Maßnahme, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, je nach Szenario die dritt- oder sogar größte Maßnahme im Klimaschutz. Mindestens ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel werden weggeworfen. Ein Großteil davon ist verzehrfähig. Mit dem Wegwerfen dieser Lebensmittel gehen auch alle Ressourcen verloren, die dafür gebraucht wurden: Wasser, Energie, CO2. Zusätzlich ist damit vieles sinnlos produziert und genutzt worden: Maschinen, Pestizide im Boden und Grundwasser, Verpackungsmaterial, Transport. Weltweit werden die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Kosten von Lebensmittelverschwendung von den Vereinten Nationen auf 2.6 Billionen € geschätzt, was dem Bruttoinlandprodukt von Frankreich entspricht. Obwohl dieses Thema so wichtig ist, ist es noch nicht in den Medien und der Gesellschaft und Wirtschaft angekommen. Somit wirken wir auf der einen Seite aktiv gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und fördern auf der anderen Seite das Bewusstsein für das Thema, sodass mehr Menschen dagegen vorgehen.

Was ist euch dabei besonders wichtig?

Nachhaltigkeit muss massentauglich werden. Wir sind 7 Milliarden Menschen auf der Welt. Damit wir so viele Menschen wie möglich erreichen können, produzieren wir Mahlzeiten, die bequem zuhause warm gemacht werden können. Die Banane mit der braunen Schale essen die besonders nachhaltig lebenden Menschen. Wir machen Bananenkuchen daraus und bringen so mehr Menschen auf den Geschmack, wie lecker Nachhaltigkeit schmecken kann. Wir möchten vorhandene Ressourcen binden und nutzen – und das auf allen Ebenen. So haben wir zum Beispiel unser Wohnzimmer komplett mit geretteten Möbeln eingerichtet und geben ihnen somit ein zweites Leben.

Woher stammen die Lebensmittel?

Die Lebensmittel retten wir an unterschiedlichen Stellen, zum Beispiel im Münchner Großmarkt. Langfristig möchten wir ein Lieferantennetzwerk direkt mit den Erzeuger*innen aufbauen.

Was für Speisen werden angeboten? ​

Da wir vorher nicht wissen, was wir retten, haben wir eine wechselnde Tageskarte. Diese enthält 1-2 leckere und kreative warme Gerichte, Sandwiches und Kuchen als Dessert.

Was gefällt euch besonders an München?

Die Nähe zu den Bergen und zur Natur sowie die vielfältigen Möglichkeiten in allen Bereichen.

Wieso habt ihr diesen Standort in Neuperlach gewählt?

Auch hier galt wieder: Vorhandene Ressourcen nutzbar machen und binden. Deshalb ist diese Zwischennutzung in der Fritz-Schäffer-Straße 9 ideal für das Shaere – als “Campus des Lebens”. Es soll es ein offener Treffpunkt, Kreativ- und Arbeitsraum für die vielschichtige Neuperlacher Bevölkerung und darüber hinaus sein. Mit der Community Kitchen als Flaggschiff des Projekts, für uns der optimale Standort der Bildung, Nachhaltigkeit, Soziales, Innovation, Kunst und Kultur vereint.

Wenn die Community Kitchen eine Person wäre, wie wäre sie?

Eine lebensbejahende, gut gelaunte Genießerin mit viel Sinn für Humor und Spontanität.

Was erhofft ihr euch für die Zukunft?

Wir hoffen, dass wir mit unserem Projekt einen positiven Beitrag zu den aktuellen Herausforderungen in unserer Gesellschaft leisten können, andere inspirieren und den Wandel gestalten können. Wir wollen nun erstmal die Marke in Deutschland festigen und dann mit dem ersten Eco-Food-Franchise aus Foodrescue andere Entrepreneur*innen weltweit befähigen auch eine Community Kitchen zu betreiben. Mit 9.000 Community Kitchens erreichen wir die Weltbevölkerung in den Städten und können so unseren Kunden weltweit eine Alternative anbieten zu Mahlzeiten, die durch nachfragesteigernden Prozesse entstehen. Daran arbeiten wir heute schon.

Beschreibt die Community Kitchen in drei Worten:

Bunt, gemütlich, einladend.

Wo findet man euch?

In der Fritz-Schäffer-Straße 9, 81737 München – Kommt vorbei!

Oder auf:

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Dich interessiert das Thema? Hier erfährst du mehr über Münchner Lebensmittelretter*innen.


Beitragsbild: Esra Yüceyurt

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