Balkonieren am Isarflussbad. Illustration: Werner Consult Beitl Richt
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Ein Badi für München. Das Isarflussbad wäre ein teurer Badespaß

„Es ist ein Münchenerlebnis, wie man es nur ganz selten bekommt, neben dem Turm des Deutschen Museums gemütlich vorbeizutreiben“, schwärmt man auf der Seite von Isarlust. Der Verein setzt sich federführend für ein Isarflussbad in München ein, denn mit diesem ganz speziellen Münchenerlebnis gibt es ein Problem: Das Schwimmen auf diesem Abschnitt ist einerseits verboten und auch nicht ganz ungefährlich. Doch Rettung naht aus Sicht des Vereins. Die Gutachter einer Machbarkeitsstudie haben prinzipiell grünes Licht für die Umsetzung des Flussbades gegeben. Die wichtigste Hürde auf dem Weg zum Isar-Flussbad sei damit genommen, zeigt sich die Isarlust überzeugt.

Für das Baden in der Isar brauche ich doch kein Flussbad, mag sich der eingefleischte Flauchergänger denken. Aber wer schon einmal in eines der urigen Schweizer Badis gesprungen ist, die in Zürich beispielsweise in der Limmat liegen, könnte durchaus ins Schwärmen für ein Flussbad in München geraten.. Die öffentlichen Badeanstalten, die dort seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Flüssen und Seen eröffnet wurden und weniger dem Freizeitspaß als Körperhygiene gewidmet waren, sind dort längst zum festen Kulturgut geworden. Mit seinen rund 40 Bädern hat Zürich sogar die höchste Bäderdichte der Welt gemessen an der Einwohneranzahl.

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10-19 Millionen Euro für 650 Meter Isarflussbad

Der Traum vom Flussbad hat einen hohen Preis. Laut dem Gutachten der Firma Werner Consult aus Wien, das die Stadt München in Auftrag gegeben hatte, werden alleine die Kosten für die billigste Variante eines ca. 650 Meter langen Abschnitts von der Corneliusbrücke bis hinter die Ludwigsbrücke (das Münchenerlebnis beim Deutschen Museum) auf 10-19 Millionen Euro geschätzt. Neben den grundlegenden Einrichtungen für einen Badebetrieb wäre der Einbau von Stabrechenklappen nötig, um die Schwimmer am Ein- und Ausgang abzusichern, ein Treibgutabweiser müsste oberhalb der Corneliusbrücke installiert werden und das Flussbett gereinigt und ausgeglichen werden, um das Verletztungsrisiko zu reduzieren.

Benjamin David, der Vereinsvorsitzende von Isarlust, ist bei aller Freude über die theoretische Machbarkeit erstaunt über die errechneten Kosten. Der Chef der Zürcher Bädergesellschaft, der selbst ein erfahrener Betreiber von sechs Fluss- und Seebädern sei, habe bei einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung des Vereins die Umbaukosten auf lediglich 600.000 Euro geschätzt. Die errechneten Millionen dürften bei Ihm und dem Verein für Ernüchterung gesorgt haben, denn David als Teil der Urbanauten auch den Kulturstrand auf der Museumsinsel betreibt, hat sich auch schon nachdrücklich als Betreiber des Flussbads ins Gespräch gebracht.

Laut der Machbarkeitsstudie die sinnvollste Streckenvariante: die Isar südlich der Corneliusbrücke, Foto: Isarlust e.V.

Laut der Machbarkeitsstudie die sinnvollste Streckenvariante: die Isar südlich der Corneliusbrücke, Foto: Isarlust e.V.

Neben den horrenden Kosten hat das potenzielle Isarflussbad aber auch ein weiteres Manko: Nach den Berechnungen der Gutachter würde das Bad durchschnittlich nur 65 Tage im Jahr wirklich nutzbar sein, weil an den anderen Tagen die Fließgeschwindigkeit zu hoch sei. Ob der Stadtrat solche Investition für eine jährliche Betriebsdauer von knapp über zwei Monaten tätigen wird, bleibt fraglich.


Beitragsbild: © Werner Consult Beitl Richt

2 Comments
  • Sven Krämer
    Posted at 07:07h, 04 Juli

    Ach immer diese komischen Einschränkungen. Die Ausreden von hoher Fließgeschwindigkeit (ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Fließgeschwindigkeit überall gleich hoch ist) und möglichen Bakterien/Viren und etc.. sind oftmals nur Ausreden. Dann schraubt man die Kosten ins Unermessliche und alle sagen, das ist uns zu teuer (wir brauchen das Geld eher für Kindergärten und Schulen) und etc…
    Bei mir im Ruhrgebiet kommt man mit den ähnlichen Ausreden. Ich war jetzt in Rostock im Urlaub und die haben dort ein Flussbad in der Warnow. Das Wasser ist vom Prinzip her sauber, aber halt nicht so klar, aber das Flussbad wird benutzt, obwohl die Ostsee in der Nähe ist und kilometerlange Strände hat.

    Würde man es genau nehmen, dürfte man im Meer auch nicht baden/schwimmen (Strömungen, Schmutz im Meer, Plastikmüll) und trotzdem darf man. Stadtverwaltungen wissen ganz genau wie sie solche Projekte hinauszögern und vergessen immer: Ein Flussbad hat zumindest für mich einen enormen Sympathiewert.

    Wir leben leider auch in einer Zeit von aus meiner Sicht zu unnatürlichen Hygienebewusstsein. Der Mensch kann aus meiner Sicht mehr vertragen (sonst hätten wir wohl nicht so lange überlebt), als uns das andere Menschen weiß machen wollen, die nur irgendwas verkaufen wollen. Bei einem Flussbad kann man nichts an Technik verkaufen. Bei einem Freibad kann man allerlei technischen Schnickschnack verkaufen und uns die totale Hygiene versprechen (obwohl das auch nicht so möglich ist, weil das Freibad im Freien sich befindet und sich allen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist – aber die meisten Menschen gehen immer auf Nummer sicher, weil man das denen so eingeredet hat).

  • S. Engelsberger
    Posted at 07:18h, 10 Juli

    An den Leserbriefschreiber aus dem Ruhrgebiet: Die Isar kann innerhalb weniger Stunden zum reißenden Fluss werden:
    https://www.youtube.com/watch?v=j7UDmkO0XaI&t=351s

    Aufgrund des Hochwasserrisikos sind an allen deutschen Flüssen Überschwemmungsgebiete eingerichtet worden, die nicht überbaut werden dürfen. Zwischen Corneliusbrücke und Tivoli ist die Isar kanalisiert und steigt bei Hochwasser stark an. In den umliegenden Stadtvierteln laufen da schon mal Keller voll.

    Auch ist die Isar bitterkalt. Man badet in der Regel erst ab 18 Grad Wassertemperatur. Viele gehen erst ab 21 Grad ins Wasser. Das Gutachten errechnet ca. 30 Badetage über 14 Grad. Geht man also auf 18 Grad, werden die Badetage noch weniger. Ein Badetag kostet also Eine Million Euro Baukosten ohne Instandhaltung.

    Es geht aber bei der ganzen Lobby für das Isar – “Flussbad” nicht um das Schwimmen, sondern um den Bau einer festen Einrichtung für Events und Gastronomie. Der Betreiber des “Kulturstrands” möchte sich saisonal und örtlich erweitert und spannt deshalb Journalisten ein, die Wichtigkeit des Bads zu verbreiten. Mit Erfolg, wie man sieht. Alleine das Gutachten kostete den Steuerzahler 600.000 Euro. Jeder Depp weiß, dass man in der Isar wegen der Strömung, dem zu niedrigen oder zu hohen Wasserstand, der Kälte, nur selten schwimmen kann. Es ist ein Badefluss, in den man sich zur Abkühlung hineinstellt und sich ein bisschen treiben lässt.

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