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Paketpost-Halle und Backstage – eine gemeinsame Vision?

Caroline Priwitzer

Immer wieder bangt der alternative Kultclub Backstage um seine Existenz, das ist leider nichts neues. Vor allem ist da nun seit 30 Jahren die Frage nach der dauerhaften Bleibe. Das neue PaketPost-Areal, welches in unmittelbar nachbarschaftlicher Nähe entstehen soll, bietet laut Website in der zugehörigen Paketpost-Halle bei Fertigstellung “Raum für Kultur- und Forschungsinstitutionen, Kongresssäle, für Galerien oder auch einem großen Saal für Konzerte bzw. für Musiktheater”.

Zudem war auf dem Gelände des Backstage nahe der Friedenheimer Brücke am vergangenen Wochenende ein Festival geplant, das als Info- und Diskussionveranstaltung für das PaketPost-Areal dienen sollte. Könnte eben jene Halle, in der der Fokus auf Kultur gelegt werden soll, vielleicht sogar dem Backstage eine finale Herberge sein? Die Zusammenarbeit lässt derartige Spekulationen nicht völlig aus der Luft gegriffen erscheinen… Wir haben nachgefragt.

Das Backstage in der Paketpost-Halle?

Hans-Georg Stocker, Gründer und Geschäftsführer des Backstage, verneint diese provokante Vermutung allerdings umgehend. Und auch eine Sprecherin der Büschl-Unternehmensgruppe dementiert. Dennoch fügt sie hinzu: “Das Backstage ist von dem geplanten Umgriff im PaketPost-Areal nicht betroffen und wird als wichtiger Partner weiterhin in seinem Areal ein vielfältiges kulturelles Angebot anbieten.”

Die Leidensgeschichte des Backstage

Das Backstage hat eine lange Umzugshistorie zu verzeichnen und auch sein jetziger Standort in der Reitknechtstraße 6, ist eigentlich – wenn nun schon seit einigen Jahren – nur eine provisorische Lösung. Stocker hatte deshalb bereits 2014 das angrenzende Deutschmann-Gelände gekauft, um dort mit einem Neubau seinem Kulturzentrum endlich eine dauerhafte Bleibe zu schaffen. Das war allerdings baurechtlich lange Zeit nicht möglich, insbesondere in Verbindung mit den Lärmbeschwerden der Anwohner*innen der nahen Luxusbauten gab es nie das ‘Go’ der Stadt.

In dieser Übergangslösung kann Stocker nun allerdings doch voraussichtlich bis 2027 bleiben. Das ist gut, denn ein Neubau ist aktuell schon aus finanzieller Sicht nicht vorstellbar. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie setzten und setzen dem Backstage enorm zu. Wütend und frustriert ist Stocker über die unübersichtlichen und kurzfristigen Regelungen und Auflagen. Dass deshalb auch das PaketPost-KulturFestival vergangenes Wochenende, auf dem acht Bands gespielt hätten, abgesagt werden musste, war für Stocker “die schimmlige Kirsche auf der ranzigen Sahnetorte des Corona-Sommers.” Die fehlende (geldliche) Unterstützung der Politik kommentiert er mit: “Alles ein Scheißdreck”.

Umso mehr freut sich jedoch Stocker auf die fortschreitende Planung des PaketPost-Areals. Allerdings nicht ohne Vorbehalt: „Es gibt solche und solche Investoren“, äußert sich Stocker skeptisch. „Der Büschel hat schon eine Idee und Vision von dem Projekt und ich denke, da geht’s ihm nicht nur um die Hochhäuser, sondern um Strukturen und das ist sehr interessant.” Dass Backstage und PaketPost-Areal also an einer ähnlichen Sache feilen, lässt Stocker anklingen: “Es geht schon darum ein Konzept zu finden. Nicht nur für das Paketpost-Hallengelände sondern auch alles drum rum. Und das finde ich halt spannend“, so Stocker.

Bild: Herzog & Demeuron

Wie konkret ist die Planung der Paketpost-Halle?

Als Mucbook sich das Thema Paketpost-Halle zuletzt intensiver angesehen hat, befand sich die Planung noch in den Kinderschuhen. Über zwei Jahre sind seitdem vergangen. Gibt es mittlerweile gefestigtere Pläne? Was ist bis jetzt dort baurechtlich passiert?

“Es ist insgesamt ein langes Verfahren und wir sind mitten drin”, fasst ein Sprecher der Büschl-Gruppe zusammen. Der nächster Schritt sei dann das Bürgergutachten im Oktober.

Screenshot aus Drohnenvideo der Büschl Unternehmensgruppe

Geplant sei, die denkmalgeschützte Paketpost-Halle, in der bis 2023 noch das Verteilerzentrum der Post stationiert ist, umzugestalten. “Die Halle selbst soll ein großer Kulturhotspot werden, da ist im Untergeschoss ein großer Konzertsaal mit 3000 Plätzen geplant. Insgesamt soll eine Halle entstehen, die vielfältig nutzbar sein wird: Jede Art von Events, aber auch freier Aufenthaltsort für Jüngere und Ältere. Ein richtig schönes, städtisches Leben soll da stattfinden, natürlich auch Shopping”, erklärt der Sprecher weiter. Für die Nutzungen der Paketpost-Halle, könne man sich “Wochenmärkte, Blumenschauen, Kunstmessen, Musikfestivals, Kino, Snowboard, BMX oder beispielsweise Volleyball” vorstellen.

Also Kulturmix?

“Das unmittelbar benachbarte Backstage ergänzt die künftige Hallennutzung und bietet heute bereits für allen Musikrichtungen und vielfältige Kulturangebote Raum und Heimat […] Gemeinsam mit dem Backstage entsteht ein dauerhaftes Zentrum für Kunst, Kultur und Vielfalt für alle Lebenswelten”, heißt es in einem Statement der Büschl-Gruppe.

Und der Backstage-Chef sagt dazu: “Ich find’s cool, wenn Widersprüchliches entsteht, aber auch jeder seinen Freiraum hat. Das es sowohl Platz für Subkultur, als auch für Hochkultur gibt und das nicht gegeneinander, sondern nebeneinander gesetzt wird.” Für gemeinwohlorientierte Projekte, sei der Investor sehr offen und das sehe Stocker als Chance.

Das restliche Areal nebst Paketpost-Halle

Das klingt ja fast zu schön um wahr zu sein. Mit der Baugenehmigung stehe und falle aber alles und die gebe es noch nicht, sagt Stocker lachend. “Das ist ja gerade der Witz.”

Seit Anfang September jedenfalls, kann man nun einen Blick auf das Areal und in die Paketpost-Halle werfen. Die Büschl Gruppe bietet Münchner*innen neuerdings Führungen an. Anmeldung für die – zugegebenermaßen stark beliebten und deshalb auch weitgehend ausgebuchten – Quartiersführungen sind unter www.paketpost-areal.de möglich.


Beitragsbild: © Herzog & Demeuron

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