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Münchner Gesichter mit dem neuen SPD-Vorsitzenden Christian Köning

Anne Lenz

Am Samstag, den 22. Januar versammelte sich die Münchner SPD, um feierlich und im digitalen Format ihren neuen Vorsitzenden zu wählen. Mit 56 Prozent der Stimmen setzte sich Christian Köning gegen seinen Konkurrenten durch.

Aber wer ist denn nun der 33-jährige Stadtrat, der frischen Wind in die Münchner Politik bringen soll? Seinem Internet-Auftritt ist zu entnehmen: Soziologe, Fußballfan, Papa und ehemaliger Juso-Chef. Doch da gibt es doch bestimmt noch mehr zu wissen.

Wir haben uns mit Christin Köning über seinen Wahlerfolg und seinen Blick auf München gesprochen. Und natürlich noch die (wirklich) wichtigen Fragen geklärt!

Ihre Wahl scheint Aufbruchsstimmung in der SPD auszulösen. Sie sprechen von einem Generationenwechsel und davon, die Münchner SPD auf die Höhe der Zeit bringen, dennoch möchten Sie am bisherigen Kurs weitgehend festhalten. Wie geht das zusammen? 

Ich freue mich, wenn Sie eine Aufbruchstimmung wahrnehmen. Ich glaube eine große und erfolgreiche Partei wie die Münchner SPD, die München so viele Jahre geprägt und so sehr zu einem lebenswerten Leben in dieser Stadt beigetragen hat, muss sich immer weiterentwickeln und auf der Höhe der Zeit sein. Eben damit sie ihren bisherigen inhaltlichen Kurs und ihre Ziele in der Zukunft weiter umsetzen kann.

„Wir haben in München noch viel zu tun.“

Christian Köning

Zum Beispiel für eine starke Stadt zu sorgen, in der alle Menschen gerne leben und die sich auch leisten können. Für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, mehr Gerechtigkeit über eine soziale Infrastruktur von Jugendhilfeeinrichtungen, KiTas und Schulen bis zu Alten- und Servicezentren oder einem leistungsstarken und bezahlbaren ÖPNV und mehr Klimaschutz. Wir haben in München noch viel zu tun, die Stadt steht aber auch wegen der Verdienste und der Arbeit der Sozialdemokratie sehr gut da.

Sie engagieren sich seit 2005 bei der SPD und den Jusos und sitzen seit 2020 im Stadtrat. Außerdem arbeiteten Sie in der Jugendhilfe als Sachbearbeiter. Inwieweit können Sie von dieser Erfahrung und Ihren Kenntnissen aus dem Studium der Soziologie in Ihrer neuen Position profitieren?

Ich weiß, wie diese Stadt tickt. Ich weiß, wie viele unterschiedliche Menschen es in dieser Stadt gibt und auch ein Stück weit, was ihre Erwartungen an die Politik und speziell die SPD sind. 

Gerade in meiner Arbeit im Sozialbürgerhaus, da hatte ich nicht nur mit ärmeren Leuten zu tun, sondern auch in der Finanzierung von privaten Kindertagesstätten mit Familien, alleinerziehenden Müttern… aus verschiedensten Backgrounds, vom FC Bayern-Star bis hin zu Familien in der Obdachlosigkeit, da war alles dabei.

Linksruck in der Münchner SPD?

Nach sieben Jahren Claudia Tausend kam die Diskussion auf, ob Ihre Nominierung einem Linksruck innerhalb der SPD gleichzusetzen wäre. Immerhin waren Sie nicht nur als Vorsitzender der Münchner Jusos, sondern auch des Rings politischer Jugend (RPJ München) aktiv. 

Wie ernstzunehmend schätzen Sie diese Debatte ein und wäre ein Linksruck denn überhaupt so etwas Schlechtes? 

Die politische Ausrichtung der SPD entscheidet sich auf Parteitagen mit konkreten Beschlüssen und Forderungen an die Stadtratsfraktion, aber auch die Landtagsfraktion und die Bundestagsfraktion und sozialdemokratische Amtsträger. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass die SPD gerade nach der Pandemie wieder kampagnenfähig nach außen wird.

Wir sind die einzigen, die glaubwürdig für eine starke Stadt kämpfen. Eine Stadt, die für alle da ist, aber auch weiß, dass nicht alle qua Geburt gleich gut dastehen. Wir machen Politik für die Vielen, nicht die Wenigen. Wir wollen eine gerechte Gesellschaft, nicht mehr und nicht weniger. Ich kann da nicht erkennen, dass das ein Linksruck sei. Das macht die SPD hier schon immer. Und zu sagen, was ungerecht ist, ist dafür auch entscheidend. 

„Wenige werden immer reicher und der Staat und die Stadt und ihre Handlungsfähigkeiten stehen unter immensem Druck.“

Christian Köning

Zum Beispiel auf dem Wohnungsmarkt, auf dem Arbeitsmarkt, bei Airbnb, jetzt bei den Preiserhöhungen für Gas und Strom oder im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung während der Pandemie. Die Ungerechtigkeiten liegen doch auf der Hand, wenige werden immer reicher und der Staat und die Stadt und ihre Handlungsfähigkeiten stehen unter immensen Druck und können immer weniger entgegensetzen.

Dagegen geht die SPD vor, seit über 150 Jahren, mit Kreativität und Kraft. Und mit sehr viel konkret umgesetzten Verbesserungen für die Menschen in dieser Stadt und weit darüber hinaus. Und wir haben auch noch viel zu tun.

Ihrer Website zufolge ist Ihre Agenda scheinbar grenzenlos.Sie üben Kritik am Mangel an bezahlbarem Wohnraum, den hohen Lebenshaltungskosten; Sie wünschen sich eine gerechte Verteilung von Wohlstand und die tatsächliche Umsetzung demokratischer Teilhabe. 

Wo möchten Sie zuerst angreifen und gibt es schon konkrete Pläne?

Ich werde meine Arbeit im Stadtrat für ein gerechtes München in der Zukunft genau so fortsetzen wie bisher. Die Münchner SPD zu führen ist keine persönliche Agenda, sondern eine Teamarbeit mit vielen Mitstreiter*innen im Vorstand. Dabei will ich vor allem die Grundlagen für mehr Kampagnenfähigkeit und Stärkung unserer Partei nach innen legen, damit wir die anstehenden Wahlkämpfe gut gerüstet angehen können.

Politik ist harte Arbeit und handelt nicht immer von den schönsten Themen. Was inspiriert Sie noch? 

Mich inspirieren viele Diskussionen mit meiner Frau und auch das Spielen und die Betreuung meines anderthalbjährigen Sohnes. Außerdem lese ich wahnsinnig gerne gesellschaftliche und auch gerne dezidiert linke gesellschaftskritische Krimis, wie z.B. vom schwedischen Autorenpaar Maj Sjöwall und Per Wahlöö.

Das inspiriert mich sehr und gibt mir sowohl Entspannung als auch Abstand von der Politik und den vielen Sitzungen und ich finde darüber oft eine Begründungsfolie, warum ich dann auch politisch wieder dafür kämpfen will, dass etwas besser wird und auch tatsächlich werden kann.

Nun noch einmal weg von der Politik und ran an die (wirklich) wichtigen Fragen: 

Weißwurst oder Leberkas?

Manchmal Weißwurst mit Freunden am Samstag Vormittag, zwischendurch tagsüber unter der Woche Leberkas oder eine Fischsemmel am Viktualienmarkt oder bei anderen guten Metzgern.

Worüber fluchen Sie am häufigsten in München?

Über Menschen, die es gegenüber ihren Mitmenschen an Respekt fehlen lassen, egal ob im ÖPNV oder an Supermarktkassen.

Und was läuft doch irgendwie ganz gut?

Ich finde unfassbar gut, dass wir bei aller Unterschiedlichkeit unserer Stadtviertel überall lebenswerte und charmante Ecken haben.

Ich wohne in Neuhausen in der Nähe einer Straße, bei der auf der einen Seite Villen und auf der anderen schöne Altbauwohnungen des sozialen Wohnungsbaus sind. Es gibt in München weder Gated Communities noch abgehängte Armenviertel. Niemand muss hier irgendwo aufgrund der sozialen Lage Angst haben oder sich unwohl fühlen.

Ihr bayerisches Lieblingssprichwort?

Mein bayerischer Lieblingsspruch ist Ja, mei!“. Ich selbst neige sicherlich dazu, manche Sachen die mir sehr wichtig sind, auch ein wenig verkrampft anzugehen. Deswegen fasziniert mich das münchnerische „Ja mei“ jedes mal wieder wenn ich es höre und (leider sicher zu selten) auch selbst sage.

Das macht Sie zum Münchner:

Hier seit Jahren zu leben und für eine bessere Zukunft für die ganze Stadt zu arbeiten.

Geht immer?

Espresso. Morgens mindestens einen doppelten, bevor irgendwas anderes geht.

Wo findet man Sie?

Gerade oft bei einem Spaziergang mit meinem Sohn in Richtung Hirschgarten, Nymphenburger Schloßpark oder über den Rotkreuzplatz, auf den Spielplätzen des Viertels und natürlich auch oft im Rathaus.

Ihr Lieblings- Insta- oder Twitteraccount?

Der Twitteraccount von Sophie Passmann.

Vielen Dank, Herr Köning!


Beitragsbild: © SPD München

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